Dienstag, 7. Mai 2019

Mein letzter Eintrag

Wir schreiben den 23. Ingerimm im Jahre 1021 nach Bosparans Fall. Es ist die Nacht vor der großen Schlacht. Die Nacht vor der Schlacht gegen Borbarad, den Dämonenmeister.

Es ist still geworden im riesigen Heerlager, das größer ist, als die meisten Städte Deres. Kaum einer wird heute Nacht ein Auge zumachen. Viele werden zu den Göttern beten, deren Hilfe sie auch bitter nötig haben. Geweihte werden die Stunden in Meditation verbingen, junge Bauern werden zitternd auf ihren Lagern liegen und manch einer wird seiner Angst und seinen Tränen freien Lauf lassen.

Ich stehe vorm Zelt und erkenne Ayla von Schattengrund an einem Feuer sitzen, neben ihr das Kind. Ich rufe meine Gefährten und wir alle setzen uns zu ihnen.

Sie erinnert sich an unser erstes Treffen auf dem Hof auf dem Weg nach Dragenfeld. Damals hielt sie uns nur für einen zusammengewürfelten Haufen und nun sitzen wir hier mit einem Götterschwert an unserer Seite. Niemals hätte man es für möglich gehalten, dass wir die Rettung des Kontinents seien. Doch es ist ihr eine Ehre morgen gemeinsam mit uns in die Schlacht zu ziehen.

Das Kind fragt plötzlich nach seinem Namen und möchte, dass wir ihm einen Namen geben. Nach einigen Überlegungen einigen wir uns, das Kind "Ardo" zu nennen, nach unserem damaligen Gefährten. Möge er in Frieden ruhen. Denn vermutlich ist er bereits gefallen, sonst hätten wir ihn im Lager sicherlich angetroffen.

Wir sinnieren noch ein wenig vor uns hin, trinken ein letztes Mal gemeinsam einen Schluck Wein. Doch plötzlich trägt der Wind uns seltsame Geräusche von weit her. Es kommt von jenseits der Mauer. Ein Klirren und Klackern und hölzernes Scharren. Wie hölzerne Stäbchen, nein Knochen, wie sehr viele Knochen. Der Himmel ist wolkenleer und das Madamal hat sich seltsam grünlich gefärbt. Die Toten sind erwacht.

Ayla schickt uns ins Bett, sie werde Wache halten und sie duldet keine Widerede.

Wir ziehen uns zurück und ein letztes Mal nehme ich mein Tagebuch hervor und schreibe vielleicht meine letzten Worte in dieses Buch. Sollte ich die Schlacht nicht überleben, so hoffe ich, dass dieses Buch gefunden wird und unsere Geschichte weitergetragen.

Ich bin Yamira saba Shanya al Kira aus Zorgan und ich habe ein hartes Leben hinter mir. Ich verlor jung meinen Waffenarm, alterte unnatürlich in kürzester Zeit, veränderte mich zu einer Echse und das alles nur zu einem Zweck - Ich werde IHN töten! Ich werde meinen allerletzten Kampf bekommen. Mann gegen Mann! Auge um Auge! Ein letztes Mal werde ich auf einem Kampfareal stehen. Ich werde ihm meinen Khunchomer durch seinen unnatürlichen Körper bohren! Ich bin „Nqisizz Levia'turak“ , das kühne Tier mit dem Krötensinn, dafür bereit IHN, den Fluch der Schlange, zu bekämpfen - so sagten es mir die Echsen. Ich bin der Zermalmer und ich werde IHN zermalmen... und wenn es das letzte ist, was ich tue! Diese Schlacht kennt nur ein Ende - seinen und meinen Tod! Denn auch wenn wir IHN besiegt haben, werde ich weiterkämpfen bis zum Tod, denn ein Leben nach dieser Schlacht, wird es für mich kaum geben. Mögen die Götter uns zur Seite stehen, wenn wir IHN besiegen und mir danach einen ehrenvollen Tod schenken!

Jedoch sei gesagt, dass ich die besten Gefährten an meiner Seite hatte, die man sich wünschen kann. Es war nicht immer einfach, denn Ayla hat recht, dass wir nur ein zusammengewürfelter Haufen waren. Aber es ist mir eine Ehre mit diesen Gefährten den Dämonenmeister ein für alle Mal in die Schranken zu weisen und IHN zu vernichten. Denn niemandem vertraue ich so blind wie diesen Männern an meiner Seite und selbst das junge Nivesenmädchen hat eine Stärke bewiesen, die schon fast an ein Wunder grenzt.
Den Männern sei gesagt, ich habe ein jeden von euch geliebt. Isonzos Leichtigkeit, nie um einen Scherz verlegen, Kaldrims unbeirrbarer Glaube an das Gute, Ragnars immerwährende Loyalität und tiefgehende Freundschaft und nicht zuletzt Ardos unerschütterlicher Glaube an die Götter. Wir werden uns an Rondras Tafel wiedersehen!