Sonntag, 20. Januar 2019

Das Herz des Bösen

14. Rondra 1021 BF

Gegen Mittag gelangen wir an einen Baum, in dem ein Mensch darin verwachsen zu sein scheint. Man erkennt gerade noch die letzten Reste seines Rondrageweihtenornats, das uralt zu sein scheint. Die uralte, im Baum verwachsene Gestalt bettelt darum, getötet zu werden. Es ist Ardanos, der gut 1500 Jahre hier schon verweilen muss, mehr tot und ein Baum, als noch lebendig. Er kann uns noch sagen, dass Balphemor von Punin der Eiche gehört, doch er leidet furchtbare Qualen seit Äonen und wir gewähren ihm seinen Wunsch und brennen mit Hilfe von Kaldrims heiliger Flamme den Baum mit Ardanos nieder. Irgendwer spricht noch ein paar rondragefällige Begräbnisworte, ehe wir weiterlaufen.

Ich bin in Gedanken vertieft und versuche, alles was wir wissen zu rekapitulieren und es wird klar, dass der einstige Wächter des Kelches, durch das Herz des Bösen vergiftet wurde und sowohl er, als auch der Kelch pervertiert wurden zu einem falschen Zweck. Er war tatsächlich einst der edle Wächter des Kelches und der Kelch war ein edler Teil Siebenstreichs. Doch je länger ich darüber nachdenke, wurde wohl sowohl das Artefakt verändert, als auch die Gesinnung Balphemors. Wir müssen ihn aufhalten!

Wir gelangen an einen offensichtlich größeren Hügel, der über und über mit schwarzen Wurzeln bedeckt ist. Ragnar erkennt deutlich eine Kreuzung vieler Kraftlinien inmitten der Kuppel und eine riesige schwarze Eiche steht auf dem Hügel.

Wir halten Ausschau nach Eingängen, die ins Innere des Hügeln führen könnten, doch da ist nichts. Als wir uns langsam nähern und durch das Wurzelwerk steigen, bemerke ich plötzlich dass sich die Wurzeln regen und reflexartig schlage ich auf eine ein. Schwarzes Harz tritt aus der Bruchstelle aus und Isonzo berührt es kurz mit seiner Metallhand, was sich selbst durch diese brennend heiß und unangenehm anfühlt. Ragnar füllt sich vorsichtig ein wenig in eine seiner Phiolen ab, ehe wir weitergehen.

Das Wurzelwerk wird immer dichter und es wird schon fast ein Klettern um die Kuppe zu erreichen. Der Hügel ist über und über mit den schwarzen Wurzeln bedeckt, sowohl unter als auch über der Erde. Immer wieder regen sie manche, greifen jedoch nicht an.

Wir haben das Herz des Bösen erreicht. Obenauf liegt eine große Lichtung, auf der eine riesige, uralte, schwarz-düstere Eiche steht. Ihre Krone überdacht die gesamte Lichtung mit einem dunklen, dichten Blätterdach, das fast drohend jegliches Licht abschirmt. Seitlich der Lichtung stehen vereinzelt zerfallene, uralte Ruinen von Gebäuden mit einigen Steinplatten davor. Offensichtlich Grabplatten. Vor einer steht eine große Stele von Hlûthar.

Unter dem Stamm der Eiche, liegt eingeklemmt im Wurzelwerk der Kelch aus dem eine braune, zähe Flüssigkeit läuft, die vom Erdboden gierig aufgesaugt wird. Wir wir vermuteten. Das mächtige Artefakt ist ebenfalls verändert worden.

Vor dem Baum ist ein Heptagramm aus Wurzeln zu erkennen, über dessen Spitzen je eine bekuttete Gestalt schwebt. Balphemor steht vor ihnen, in einer Beschwörungsrobe und sein seltsamer Beschwörungsgesang geht durch das gesamte Wurzelwerk. Isonzo trennt sich von uns und schleicht unbemerkt in Richtung der Ruinen um nach möglichen Verstecken seines Gemäldes zu suchen und zu zerstören. Ragnar erkennt, dass die Beschwörung schon im vollen Gange ist und mahnt zur Eile. Saari überlegt kurzerhand zu schießen, doch wir halten sie davon ab. Mit solch einem Gegner ist nicht zu spaßen. Ragnar umläuft die Lichtung ein Stück um von einer anderen Seite aus anzugreifen.

Ich gehe in mich und erbitte mein Zeichen, woraufhin ich mich ein weiteres Mal verwandle. Dann betrete ich die Lichtung und Balphemor hebt den Kopf. Eine tiefe nachhallende Stimme schallt aus seinem Mund, die nicht die seine ist. Die machtvolle Eiche spricht aus ihm und bekräftigt, dass der Kelch ihr gehöre und befiehlt den Kuttenträgern uns zu töten. Diese drehen sich um und kommen in meine Richtung. Ich erkenne keine Gesichter, doch sie tragen Schwert und Peitsche und im Dunkel ihrer Kapuzen sind glühende Augen zu erkennen. Heshtots!

Ragnar spricht einen Zauber und drei der sieben kehren um und schweben in seine Richtung. Saari steht neben mir und der Kampf beginnt. Ich kämpfe mit zweien, während Saari einen an sich binden kann und ihr Wolf greift den vierten an. Auf Ragnar kommen drei und Isonzo sucht noch immer verzeifelt nach dem Bild, als er jedoch bemerkt, dass wir in Bedrängnis geraten, versucht er Balphemor abzulenken. Es fällt uns schwer uns gegen diese Dämonen zu behaupten, doch es gelingt mir meine beiden Gegner endlich zu besiegen.

Ich greife nach dem Amulett des heiligen Hlûthar um meinen Hals und bete zur Leuin und Hlûthar, dass sie uns helfen mögen in dieser Stunde und wage mich langsam auf Balphemor zu. Inbrünstig bitte ich die Göttin uns zur Seite zu stehen und plötzlich erkenne ich aus den Augenwinkeln, dass Hlûthar sich tatsächlich auch dem Grabe erhebt und ich greife den mächtigen Magus an. Erstaunlicherweise verpasse ich ihm bereits mit dem ersten Schlag beträchtlichen Schaden. Er blutet stark, doch es flogen auch Holzsplitter. Er scheint der Eiche schon mehr als ihm lieb ist zu gehören. Ragnar, der seine Gegner ebenfalls besiegt hat, gibt ihm den finalen Schlag, ehe er selbst zusammenbricht.

Ich schaue mich um. Saari liegt schwer verwundet regungslos am Boden. Ihr Wolf nicht weit davon entfernt. Ragnar brach soeben vor mir zusammen und ich sehe, wie Hlûthar die Eiche angreift und ich möchte ihm folgen. Doch auch ich bin schwer getroffen. Wenn ich mitkämpfe, werden wir alle hier sterben. Derweil gelingt es Insonzo unter großen Mühen den Kelch aus dem Wurzelwerk zu reißen und er flieht in den Wald. Der ganze Hügel fängt an zu beben, als Hlûthar sich über den Baum hermacht. Donnergrollen und Blitze zucken über den Hügel. Es beginnt ein Kampf, dem wir nicht gewachsen sind. Nach kurzer Bedenkzeit greife ich mir Ragnar und mit einem beherzten Echsensprung versuche ich ihn am den Rand der Lichtung abzusetzen. Dann springe ich zurück und hole Saari und ihren Wolf und bringe die beiden ebenfalls in Sicherheit. Isonzo sehe ich gerade noch ebenfalls im Wald verschwinden. Ich schaue mich erneut um. Hlûthar schlägt noch immer auf das Herz des Bösen ein. Der Hügel ist nur noch ein Toben und Bersten, wir müssen uns in Sicherheit bringen. Isonzo gelangt zu mir und wir bringen uns alle in einen sicheren Abstand zur Lichtung. Irgendwann hören wir mit einem letzten Donnerschlag ein bösartig schallendes, dämonisches Gelächter und in mir breitet sich erneut das Gefühl des Versagens aus.

Wir sind gescheitert und alle fast dem Tode nahe. Doch wir haben den Kelch und somit ist das Herz des Bösen zumindest seiner Nahrung beraubt und unsere eigentliche Aufgabe haben wir erfüllt. Diese grundböse Eiche existiert ohnehin schon ewige Zeiten, es wäre wohl dumm zu glauben, wir hätten ihr tatsächlich Herr werden können.

Stille kehrt ein... eine ruhende Stille... nicht unnatürlich oder bedrohlich, sondern es wirkt als würde der Wald schlafen und wir machen uns auf den Weg zurück gen Osten... den kürzesten Weg zurück auf die Reichsstraße.