Montag, 29. Oktober 2018

Faldegorn

30. Praios 1021 BF

Gegen Mittag gelangen wir in die Nähe der Inselgruppe. Die Verbindung zu Kaldrims Falke ist schwach, aber er spürt, dass es eilt und Faldegorn in Not ist. Er erkennt, dass es die Insel Ildarasch ist, um die es geht und mahnt weiter zur Eile.

Die Wolken haben sich noch weiter zugezogen und über Tobrien erkennt man Wetterleuchten und weit entferntes Donnergrollen. Es dämmert bereits und man bittet uns erneut in den Kartenraum.
Nach langer Unterredung einigt man sich sich, dass wir mit einem Ruderboot an Land gehen, während die Seeadler weiter kreuzt. Kaldrim hat die wahnwitzige Idee, das Schiff weiter nach Perricum segeln zu lassen, aber diese irrsinnige Idee können wir verhindern. Die Kapitänin wird auf uns warten.

Ragnar rudert uns mit meiner Hilfe an Land. Es wird immer düsterer und wir verstecken das Boot im Dickicht und verwischen unsere Spuren am Sandstrand. Wir machen uns durch den angrenzenden Wald auf den Weg. Ich gehe voraus, immer Kaldrims Gefühl nach und Ragnar leuchtet uns. Durch meine Wärmesicht kommen wir recht gut voran. Doch plötzlich erkenne ich humanoide Gestalten, die auf uns zukommen und schnell löschen wir das Licht und verstecken uns im Unterholz.
Ein kleine Gruppe von Krakoniern patrouilliert an uns vorbei und wir bleiben unentdeckt. Krakonier, hier? Sehr ungewöhnlich. Das letzte Mal sahen wir solche Truppen im Zusammenhang mit den Dämonenarchen. Würde mich nicht wundern, wenn hier eine vor Anker liegt.

Der Wald endet und wir gelangen auf eine dicht bewachsene Ebene voller Heidekraut. Es ist mittlerweile dunkel und vor uns erkennen wir im Nachtschatten eine Felsformation aus drei hohen Felsen. Als wir näher kommen, erkennen wir abgerissene Felsbrocken und schwarze Rußflecken auf den Kalkwänden des Gesteins. Wir können ein schwaches Fauchen und Schnaufen vernehmen und als wir an den Felsen ankommen, stehen wir vor einer Kluft.

Inmitten der Kluft liegt schwer verletzt der Drache Faldegorn. Aus etlichen Wunden läuft sein dampfendes, kochendes Blut und als er uns bemerkt ruckt sein Kopf erst erschreckt in die Höhe um dann entspannt wieder abzusinken, als er uns erkennt.

Kaldrims Falke verbindet sich wieder mit seinem Zeichenträger und Ragnar nähert sich Faldegorns Kopf. Er streicht sanft über seine Stirn und fragt, was geschehen sei. Faldegorn berichtet, dass es ihnen gelungen ist den Kelch zu finden. Doch er und Rohezal seien danach von Razzazor angegriffen worden. Es gelang ihm noch Rohezal an der Festung im Norden abzusetzen, aber danach lieferte er sich einen erbitterten Kampf mit dem untoten Drachen, den er kläglich verlor. Nichts und niemand kann ihn noch retten, aber er bittet uns seinen Karfunkel nicht zurückzulassen, sondern ihn nach Khunchom in die Dracheneiakademie zu bringen. Wer weiß, was der Feind sonst damit anstellen könnte. Ragnar geht einen Schritt zurück , zieht seine Axt und fragt ihn ob er bereit sei, woraufhin Faldegorn bejat und seine Augen schließt. Kaldrim zieht sich schockiert einige Meter zurück und dreht sich um. Ich bestaune diese Tat mit Wohlwollen. Dass wir ihm noch den Gnadenstoß geben, damit hatte ich nicht gerechnet. Mit einem kräftigen Hieb schlägt Ragnar sein Beil in den Schädel des Drachen und sein kochendes Blut strömt ihm entgegen. Faldegorn ist tot!

Ich höre, wie Kaldrim sich übergibt und ein leises Schluchzen verrät seine Trauer über seinen Tod.

Wir warten ein Weilchen bis das Blut ein wenig abgekühlt ist. Dann spreizt Ragnar die klaffende Wunde und ich strecke meinen Arm hinein in den Schädel des Tieres. Es ist noch immer angenehm heiß und langsam taste ich mich durch das Gewebe um den Karfunkel zu finden. Ragnar erkennt ihn durch sein Auge und lotst mich, bis ich das bohnengroße Steinchen zu fassen kriege und es herausziehe. Ragnar reicht mir eine kleine Phiole und ich stecke den Karfunkel dort hinein, ehe ich ihn an mich nehme. Kein schöner Grund Khadil Okharim wiederzusehen.

Wir gehen weiter gen Norden. Schweigend laufen wir voran. Kaldrim trauert still vor sich. Der Tod Faldegorns hat ihn arg mitgenommen.