Dienstag, 21. August 2018

Vorbei an Beilunk

5. /6. Praios 1021 BF

Als ich am folgenden Morgen erwache, fühle ich mich blendend. Ich schaue mir meine Wunden an und einige sind bereits völlig verheilt. An manchen Stellen habe ich noch nicht einmal neue Schuppen bekommen. Erstaunt gebe ich meine neue Wundheilung zum Besten, wieder eine Veränderung des Zeichens wie mir scheint. Doch es wurde nachgeholfen.

Ragnar beichtet, dass er die Nacht zuvor ein wenig magisch nachgeholfen hat. Er gesteht, meinem Wesen nicht getraut zu haben, dass ich ihn womöglich bei solch starken Verletzungen gar beißen würde. Deshalb tat er dies heimlich. Seine Worte treffen mich hart. Er wird immer misstrauischer, selbst uns gegenüber. Ich dachte, unter uns würde tatsächliches Vertrauen herrschen, doch ich habe mich geirrt. Selbst meine Gefährten haben mittlerweile Angst vor mir. Ragnar entschuldigt sich und meint noch, dass er mich noch nie so verletzt erlebt hat, und nicht wusste, wie ich reagiere, als sich Kaldrim einmischt. Er lässt einen dummen Spruch über meine verflossenen Liebhaber ab, was mich dazu veranlasst ihm eine Ohrfeige zu verpassen. Doch ich verfehle ihn und ihm gelingt es ebenfalls nicht meine Hand zu packen.

Waldelind hat ebenfalls des Nachts nachgeholfen und weiß nun wer wir sind. Doch sie will uns helfen. Sie begleitet uns bis zum Fluss und bringt den Wagen dann zurück zum Weiler, wo wir ihn her haben. Als wir abends an eine Straße kommen in der Nähe des Flusses, macht sie kehrt und wir reisen alleine weiter. Sie gibt uns noch den Rat die Wälder zu meiden und verabschiedet sich.

Wir laufen in die Nacht hinein bis wir an den Radrom gelangen, der gute 50 Schritt Durchmesser hat. Ohne Boot oder Brücke kommen wir nicht hinüber. Wir laufen am Fluss entlang weiter Richtung Norden bis wir einen Bootssteg finden, an dem ein Boot angelegt liegt. Wir klauen uns das Boot und Ragnar rudert uns nach Südosten. Xenos leidet auf dem Wasser, das kann man erkennen. Doch bald legen wir wieder an und verstecken das Boot im Schilf.

Der Morgen graut schon und wir erkennen die Beilunker Berge vor uns. Wir haben Beilunk hinter uns gelassen. Wir suchen uns einen versteckte Stelle um zwei bis drei Stunden zu ruhen ehe wir wieder aufbrechen.

Die ganze Zeit über bin ich recht gedankenversunken und denke über Ragnars Worte nach. Einerseits hat es mich getroffen,  andererseits eher gar beleidigt. Er hatte Sorge, dass ich ihn vor lauter Verletzungen wie ein wildes Tier angreifen würde...Wie ein wildes Tier...Ein Tier... Mein engster und loyalster Gefährte hält mich für eine Bestie...Ist es das Auge was ihn misstrauen lässt? Ist er es selbst? Ich weiß es nicht und ich werde damit leben müssen ...

Ich spüre, wie sich etwas kaltes in mir ausbreitet... Eine stoische Gefühlskälte steigt in mir auf und ich höre auf darüber nachzudenken...