Sonntag, 17. März 2019

Rasch Bromm Knartsch

4. Peraine 1021 BF

Am nächsten Morgen werden wir erneut in die Arena gebracht und einzeln befragt. Nachdem man uns wieder entlässt, muss Baron Strutz Rede und Antwort stehen und wir müssen das Thing verlassen.

Krallulatsch ist in Sorge um seinen Vater. Noch immer sei er nicht zurückgekehrt und dabei sei er bereits vor fünf Tagen aufgebrochen zu einer Höhle in gerade mal zehn Meilen Entfernung. Er bittet uns ihn zu suchen und zeigt uns den Weg zum Rasch Bromm Knartsch, eine Höhle, die wohl nicht jeder Troll betreten kann.

So machen wir uns auf die Suche nach dem Troll und es wird trotz der kurzen Strecke eine beschwerliche Reise von gut vier Stunden. Gegen Nachmittag entdecken wir einen Troll, der scheinbar im Fels verklemmt scheint. Mit seiner Keule wehrt er sich tapfer gegen vier Tatzelwürmer, die ihm zu Leibe rücken.

Schnell zaubert Isonzo eine Illusion, die wenigstens zwei der Viecher mit anderem Geruch nach Futter ablenken kann, während Ragnar einen, ebenfalls mit Hilfe von Magie, panisch fliehen lässt. Auf den übrigen gehen wir mit vereinter Waffengewalt zu, doch meinem erster Schlag weicht das behende Vieh aus, während ich beim zweiten Schlag ins Straucheln komme. Kaldrim kann ihm jedoch einige Wunden zufügen und so gelingt es mir beim dritten Schlag ihm den Garaus zu machen.

Wir haben Krallawatsch gefunden, doch steckt er ebenso im Fels, wie es auch Trollgomp passierte. Er berichtet uns, er sei einem Troll begegnet und daraufhin im Stein versunken und der Troll verschwand. Ragnar beginnt einen Erzdschinn zu beschwören, der ihn befreien kann, während wir ihm den Rücken frei halten, als einer der anderen Würmer zurückkehrt. Auch ihn können wir besiegen ohne tagelang zu stinken und Ragnars Dschinn befreit Krallawatsch, wenn auch scheinbar missmutig.

Anstatt zur Feste zurückzukehren, bringt uns Krallawatsch nach Rasch Bromm Knartsch, wohl eine Höhle, die mit den Rosch Chod Dorr zu tun hat und die auch wir betreten können.
Kurz nach Sonnenuntergang gelangen wir in ein Seitental, an dessen Ende dicht an dicht zwei große Felsen stehen. Krallawatsch holt einen weißen Marmorsplitter hervor und erklärt uns, dass er dies braucht um die Höhle betreten zu können, wir dagegen würden es bereits in uns tragen. Er berührt mit dem Splitter des Fels und ein lautes Rumpeln und Bröckeln geht durch den Fels, ehe sich die beiden Blöcke langsam auseinanderschieben.

Wir betreten mit dem Troll eine geheimnisvolle Höhlenwelt, wo bläuliche Gwenpetrylsteine die erzene Schattenlandschaft in ein blau-grünliches Licht tauchen. Wir stehen in einem gewaltigen Felsendom, der über und über mit allerlei geometrisch angeordneten Felsbrocken übersät ist. Am hinteren Ende verzweigt sich der Dom und geht in ein Gewirr aus natürlichen Felsspalten, Grotten und Gängen über. Auch hier befinden sich überall bizarr aufgetürmte Steintürme, Kegel und Obelisken.

An den Wänden finden sich archaische Wandmalereien, auf denen immer wieder gewaltige Berge zu sehen sind und ebenso der Amul Dschadra. Riesige fliegende Wölfe, die sich auf Sumus Leib stürzen, völlig verwüstete Landschaften oder Feuer und Asche speiende Vulkane; zwei sich gegenüberstehende Trolle, die wie Zwillinge aussehen, nur dass der eine schwarz der andere weiß dargestellt sind und immer wieder drei oder vier zu einem Kreis angeordnete, sehr trollisch, vereinzelt auch echsisch wirkende Gestalten, über denen ähnliche Symbole zu sehen sind wie auf dem Relief der Gezeichneten in Drakonia.

Während wir uns umschauen, wird uns klar, dass dieser Ort schon Jahrtausende alt sein muss. Krallawatsch erklärt uns, dass seines Wissens nach hier alle Geheimnisse zu finden seien, die mit uns in Verbindung stehen. Niemals sind die Gezeichneten seit jeher gemeinsam aufgetreten. Es muss wohl auch vermutet werden, dass die Macht der Zeichen von Zeitalter zu Zeitalter abnimmt. Und während manche Zeichen von verschiedenen Trägern getragen wurden, so hat sich bisher das wandelnde Bildnis nur den Weltenwanderern gezeigt, ebenso das Kühne Tier nur den Geschuppten. Auch könne niemand mit Sicherheit sagen ob den Sieben in ferner Zukunft noch weitere folgen werden. Noch nie hat das sechste Zeichen sein Geheimnis preisgegeben. Es heißt, dass es sich erst offenbaren wird, wenn alle Zeichen zueinander gefunden hätten. Überliefert sei, dass die Trolle das sechste Zeichen hüten. Hier in den Trollzacken. Der Amul Dschadra hat mit dem sechsten Zeichen jedenfalls zu tun. Er sieht nicht umsonst aus wie eine Speerspitze. Stück für Stück offenbart uns Krallawatsch dieses Wissen, als stünde es auf den Felsen um uns herum in Wort und Schrift.

Am hinteren Ende der Höhle ist eine Felswand übersät mit allerlei Handabdrücken, die offensichtlich nicht alle trollischen Ursprungs sind. Isonzo drückt interessiert seine firnglänzenden Finger auf den Fels und plötzlich überzieht sich diese mit Reif. Etwa ein Dutzend Handabdrücke beginnen sich wellenförmig auf die Hand zuzubewegen und unvermittelt bildet sich unter Isonzos Hand eine Öffnung. Er zieht die Hand weg und sie vergrößert sich. Ein Zugang wird frei, der eine weitere Kaverne freilegt, die ebenso gigantisch ist.

Krallawatsch starrt mit großen Augen auf die Öffnung. Seit zweitausend Jahren suche er bereits danach und er betritt die weitere Höhle als erster. Sie ist über und über mit Stalakmiten und Stalaktiten übersät als stünde man im Maul eines riesigen Drachen. Inmitten der Grotte, ist ein kreisrunder, schier bodenloser Schacht, der umringt ist von zehn machtvollen Stalaktiten und Stalakmiten, deren Felsspitzen kaum mehr als zwei Handbreit auseinander liegen. Zwischen acht von den steinernen Zähnen schweben zitternd solch marmorne Herzsplitter, wie Krallawatsch einen bei sich trägt und er legt seinen zwischen den neunten. Seines schwebt ebenfalls dazwischen, doch uns allen wird klar - eines fehlt und niemand weiß wo es sich befindet.

Kaldrim blickt bestürzt drein - sollte dies das wichtige Stück sein, dass die Zwerge vor Urzeiten den Trollen gestohlen haben!? Was wenn dies das fehlende Stück ist. So befindet es sich vermutlich noch immer in Aradolosch, womöglich in des Vampirs Hand!? Und wenn nicht? Wie gelangen wir an das fehlende Stück. Ist das das letzte Puzzleteil zur Offenbarung des letzten Zeichens?

"Wenn Raschtuls Kinder ihren Frieden machen, wird ihr Urteil fallen und ihre Stunde schlagen, und es wird von ihnen genommen werden, was ihnen zusteht, und sie werden zur Letzten Waffe greifen und erwecken den Letzten Feind der Götter, dem Grauen zum Gräuel."
"Wenn das geflügelte Geschoß dem Grauen der Götter gilt." - das sind die Worte in den Prophezeiungen

Krallawatsch nimmt seinen Splitter wieder heraus und murmelt ruhig, dass es Zeit wird zur Feste zurückzukehren. Da es jedoch mitten in der Nacht ist, übernachten wir in der Höhle, ehe wir am nächsten Morgen aufbrechen.