Sonntag, 17. März 2019

Eine seltsame Begrüßung

2. Peraine 1021 BF

Vor uns senkt sich lautstark eine riesige Zugbrücke und der Blick ins Innere der Festung scheint wie ein riesiger Drachenschlund. Baron Strutz bittet uns ihm zu folgen und langsam begeben wir uns ins Innere des gewaltigen Gemäuers.

Hinter uns hebt sich das Tor wieder und wir stehen in einem riesigen Innenhof. Es dringt ein kehliger Gesang durch die Abenddämmerung. Nach und nach schälen sich gut ein Dutzend Trolle aus den Schatten und umringen uns. Nach und nach kommen sie immer näher und man fühlt sich in diesem Moment unwirklich klein. Je näher sie kommen, desto mehr verdunkeln sie das letzte Licht der untergegangenen Sonne und es wird finster um uns herum.

Ich spüre eine massive Hand auf meiner Schulter, während die andere nach meinem Rucksack und meiner Waffe greift. Unfähig mich dem zu erwehren, lasse ich es zu und uns allen werden Waffen und Reiseutensilien abgenommen. Ein etwas kleinerer Troll, der nur ca. drei Schritt misst, kommt uns entgegen. Er trägt ein Gewand aus Wolfsfellen und eine Knochenkeule und mit gut verständlichem Garethi begrüßt er uns. Er stellt sich als Krallulatsch, Sohn des Krallawatsch vor, ehe er uns auffordert ihm zu folgen, da wir bereits erwartet werden.

Alles ist von immensem Ausmaß und wirkt im Lichtschein von mächtigen Fackeln noch schauerlicher. Trollwächter stehen an manchen Abzweigungen und man bekommt das ungute Gefühl, nicht wirklich willkommen zu sein. Im Gegensatz zu den ehrfürchtigen Blicken, die sonst immer auf einem ruhen, fühlt man sich hier furchtbar fehl am Platze. Alles hinterlässt durch seine Größe und die undefinierbaren Blicke einen bedrohlichen Eindruck.

Wir werden in einen riesigen Saal gebracht und in die Mitte eines Kreises geführt. Um uns herum stehen zehn gewaltige Steinsessel, die von ledrigen, schuppigen Häuten überzogen zu sein scheinen. Vielleicht von Tatzelwürmern oder ähnlichem Gezücht. Ragnar berichtet Krallulatsch, dass Trollgomp ermordet wurde und der Troll unterhält sich kurz auf trollisch mit Baron Strutz. Dann sollen wir hier warten und man lässt uns allein zurück.

Ich setze mich schlichtweg auf den Boden, während Isonzo und Kaldrim plötzlich anfangen zu musizieren, um den Klang dieses Saales auszutesten. Ein kehliges Brummen ist plötzlich zu vernehmen und wo eben noch die Sessel leer waren, schälen sich plötzlich sichtbar sieben uralte gewaltige Trolle aus dem Nichts. Ihre Bärte reichen teilweise bis zum Boden und ihre Kleidung lässt auf Schamanen schließen. Einer der Trolle scheint sogar ein Trollweib zu sein, da sie keinen Bart trägt.

Ich erhebe mich und rufe ihnen laut zu "Die Gezeichneten grüßen Euch!" Sie kommen näher und ehe wir uns versehen, werden wir alle von unterschiedlichen Trollen einfach in die Höhe gehoben. Man dreht und wendet uns, begutachtet uns und beschnüffelt uns. Als der riesige Kopf eines Trolls auf mich zukommt, erkenne ich die Trübheit seiner milchigen Augen. Offensichtlich ist er blind und ich versuche ihn nicht ganz so grob von mir weg zu schieben.

Man lässt uns wieder hinunter und es erklingt ein Brummen der Zustimmung "Rosch Chod Dorr" . Man hat uns wohl einem Test unterzogen, tatsächlich die Auserwählten zu sein, was nun wohl durch die Stammesfürsten bestätigt wurde. Krallulatsch bringt uns wieder hinaus und führt uns durch unzähle Wege auf ein Hochplateau. Auch dieses ist von den hohen Mauern umgeben und dort sitzt Baron Strutz bereits an einem Lagerfeuer und vertilgt einen überdimensionalen Schinken. Neben ihm liegen all unsere Sachen und Waffen.

Von unten in der Festung hört man kehlige Klagelaute, man trauert um den gefallenen Trollgomp.
Wir unterhalten uns eine Weile mit den beiden Trollen und machen ihnen klar, dass sie Trollgomp schnellstmöglichst bergen sollen, ehe der Feind ihn sich zu nutze macht und ihn wieder zum Leben erweckt. Krallulatsch ist erschüttert, ob der bösen Magie, doch er gibt uns auch zu verstehen, dass viele Trolle nicht hinter uns stehen. Zwerge und Menschen werden nicht gerade geschätzt. Zwerge werden seit langer Zeit als nicht gut angesehen, was zu einer Diskussion zwischen Kaldrim und Krallulatsch führt, wenngleich der Troll ihm kaum zuhört.

Die Trolle erwarten, dass sich die Völker gegenseitig in Frieden lassen, woraufhin sich Ragnar abwendet mit einem leisen vor sich hin brummelnden "Da bin ich raus" , was mich tatsächlich kurzzeitig zum Lachen bringt, da jeder weiß, wie angriffslustig seine Landsleute sind. Man kann tatsächlich nicht gerade behaupten, dass Menschen ein friedliebendes Volk sind, wenn man sichs recht überlegt.

Krallulatsch klärt uns auch über die Stämme auf. Zehn gab es insgesamt. Ein Stamm hat sich vor langer Zeit ins Güldenland aufgemacht. Ein Sessel gehörte Drollgomp und der letzte leere Sessel ist für Krallawatsch bestimmt, der noch nicht zurückgekehrt ist. Er erzählt uns ein wenig von den verschiedenen Stämmen und ihren Fähigkeiten, was uns mehr und mehr bestätigt, dass wir sehr wohl ihre Hilfe gebrauchen könnten und sie auf keinen Fall auf der falschen Seite stehen sollten. Vielleicht neutral bleiben, aber niemals gegen uns stehen. Sie wären eine fatale Waffe. Allein 40 Trolle, sollen in den Trollkriegen tausend Menschen vernichtet haben. Was würde solch eine Armee von hunderten heute wohl ausrichten.

Mir solch eine Schlacht in Gedanken ausmalend, falle ich irgendwann in den Schlaf...