Samstag, 9. März 2019

Der neue Träger Siebenstreichs

Das Schwert der Schwerter empfängt das Schwert, doch ist es hier am Becken so unerträglich heiß, dass man sich erst einmal zum Tempel zurückzieht. Ayla beschließt direkt zur Wahl des Trägers zu schreiten und man begibt sich zu einem Rondraaltar unweit des Tempels. Ein gigantischer Basaltblock erhebt sich vor uns. Das urtümliches Relief eines männlichen Löwen ziert die Vorderseite, als wolle er einen anspringen.

Ayla hat die Klinge auf den Altar gelegt, steht auf oberster Stufe davor und versinkt im Gebet. Alle versammeln sich im Halbkreis um den Altar herum und warten gebannt. Einigen steht die Sorge ins Gesicht geschrieben und auch ich blicke immer wieder gen Himmel mit der Vermutung doch noch angegriffen zu werden.
Mittlerweile ist es finster. Doch die Szenerie wird von den Fackeln in den Händen der Leibgarde, sowie den unzähligen mitgebrachten Laternen der Gläubigen erhellt. Der gelbe Feuerschein vermischt sich mit dem roten Leuchten des Schlundes. Im Hintergrund faucht und grollt der heilige Vulkan. Es wirkt gespenstisch, als ob in den tiefschwarzen Schatten der zerklüfteten Wände gefallene Kameraden, elementare Manifestationen oder Wesen aus anderen Welten zusehen. Selbst den Blick der Götter vermag man zu spüren.

Ein Widder wird gebracht und auf den Altar gebunden. Der neue Heermeister beginnt Worte der Anrufung zu sprechen und hunderte von Rondrageweihten fallen in den Sprechgesang mit ein. Die Heilige Klinge liegt linker Hand auf der weiten Fläche des Altars, der Widder in der zentralen Blutmulde, das rituelle Opfermesser rechts. Lautlos betend und mit schnellem Schnitt opfert Ihre Erhabenheit das Tier. Blut läuft über den Fels, rinnt über den Löwen und die Stufen hinab. Die Klinge Siebenstreich überzieht sich mit dem dampfenden, roten Lebenselixier. Erneut scheint sie rot zu glühen.

Als ihre Erhabenheit zum ersten Wort ihrer Bitte an Rondra ansetzten will, schwingt ein beinahe unhörbarer Ton über dem Grollen des Schlundes. Ein heller Klang, der nicht von Dere zu sein scheint, wird hörbar, schwillt zu einem Rauschen an. Er kommt von Osten und bringt einen hellen, weißgoldenen Schein mit sich. Ein Löwenstern. Jeder beobachtet gebannt wie er dem Sternbild des Schwertes begegnet, kurz Ucuri verdeckt, um in Hammer und Amboss zu vergehen.

In das ehrfürchtige Gemurmel der Anwesenden fällt der helle Klang eines auf Stein schlagendes Schwerts. Siebenstreich hat sich unbeachtet gewandt, ohne berührt worden zu sein. Seine Spitze zeigt auf Ayla von Schattengrund! Ich bin erstaunt. Üblicherweise wird einem immer der Knauf eines Schwertes entgegengestreckt, es sei denn die Waffe bedeutet den Tod seines Trägers.

Ayla selbst ist höchst überrascht und sie braucht einen Moment um zu verstehen. Doch dann nimmt sie Siebenstreich ehrfürchtig in ihre Hand und hält nochmals eine Ansprache. Mit überzeugender Siegesgewissheit ruft sie erneut zum Kampf gegen Borbarad auf und erhebt die Klinge, was erneut Jubel auslöst. Ayla von Schattengrund, das Schwert der Schwerter, ist neue Trägerin Siebenstreichs!

Nachdem sich der Jubel gelegt hat, kommt sie nochmals auf uns zu. Ihr ist nun bewusst, dass sie eine von uns ist. Eine Gezeichnete und die Bedeutung dessen wird ihr immer klarer. Sie bittet uns als Botschafter in die Lande zu reisen um ein Heer zu sammeln wider den Feind und es nach Tobrien zu führen.