Samstag, 15. Dezember 2018

In der Dämonenbrache

11. Rondra 1021 BF

Am nächsten Morgen besorgen wir uns die nötige Ausrüstung, wie bspw. Haumesser und Proviant für ungefähr eine Woche. Kaldrim besorgt geweihtes Feuer aus dem Ingerimm-Tempel in seiner Grubenlampe. Als wir im Rondratempel nachfragen, ob uns jemand begleiten möchte, lehnen sie ab, aber Rittfrau Junivera geht mit mir zum Schrein des heiligen Hluthar und nimmt dort eine Halskette mit einem Löwenamulett. Ich knie ehrfrüchtig nieder und sie hängt mir die Kette um den Hals. Diese Kette trug der Held selbst und dankend erhebe ich mich. Möge die Göttin über uns wachen.

Wir verlassen zu Fuß die Stadt in südwestlicher Richtung und gelangen an die Ausläufer des Waldes. Von hier sieht er wie ein völlig normaler Wald aus, es führt jedoch kein Weg oder Pfad hinein und langsam steigen wir durch Gestrüpp und Unterholz in den Wald. Kaldrim kennt noch die Richtung und wir folgen ihm. Je weiter wir ins Innere gelangen, desto seltsamer wird der Wald. Er wird dichter und dorniger. Die Luft wird stickig warm und es dringt immer weniger Licht durch das Geäst. Eine seltsame Stille liegt auf der Umgebung. Keinerlei Tiere, kein Vogel zwitschert, dennoch ist es nicht unnatürlich still, sondern eher bedrohlich. Das Knarzen von Holz oder Rascheln der Blätter wirkt bösartig, je weiter wir uns hindurch schlagen. Es ist beschwerlich und man kommt nur langsam voran. Irgendwann beschleicht mich das Gefühl wieder beobachtet zu werden, doch so sehr ich mich und meine Sinne auch anstrenge, hier ist nichts, einfach garnichts. Ich befürchte fast Kaldrim könnte recht haben, dass der Wald selbst uns beobachtet. Fordernd rufe ich erbost in den Wald, doch mein Ruf wird nur dumpf verschluckt, ohne Hall oder Echo.

Als es dämmert, suche ich uns einen geeigneten Lagerplatz. Wir machen einen Grubenfeuer und teilen Wachzeiten ein, ich übernehme die letzte. Von irgendwoher hört man leises Plätschern von Wasser. Doch irgendwie ist dieser Platz nicht wirklich so gut, wie ich dachte. Wurzelwerk stört meinen Schlaf und man fühlt sich schlichtweg unwohl.

Als Isonzo mich weckt, berichtet er mir von Lichtern im Wald und irgendwelchen Geräuschen, ich solle wachsam bleiben. Dann legt auch er sich schlafen. Nicht lange Zeit danach höre ich ebenfalls Geräusche und achte auf meine Wärmesicht. Es ist tatächlich etwas im Wald, nicht weit weg von mir. Ich ziehe meinen Khunchomer und gehe langsam darauf zu. Es bewegt sich weiter in den Wald hinein und ich drehe mich rum. Ich bin noch nahe genug am Lager und erkenne unseren Feuerschein. So sehe ich wieder nach der Wärme des Unbekannten und laufe wenige Schritte weiter in den Wald.

Plötzlich packen mich Äste der umstehenden Bäume und pressen mich an einen der ihren. Selbst einen moosbewachsenen Knebel bekomme ich und kann mich keinen Zentimeter mehr rühren oder gar befreien. Ich spüre wie machtlos ich ihnen ausgeliefert bin und wie die kleineren Zweige in ungeschützte Hautstellen wie kleine Nadeln eindringen. Hilflos hänge ich an diesem Baum, im Astgewirr verworren und falle irgendwann in einen tranceähnlichen Schlaf.