Sonntag, 20. Januar 2019

Alleine zurückgelassen

12. Rondra 1021 BF

Irgendwann erwache ich und noch immer hänge ich regungslos im Geäst der unliebsamen Bäume. Ich habe das Gefühl, sie versuchen mich in sich aufzunehmen. Verstärkt rieche ich den modrigen Geruch des Waldes, jede Bewegung der Blätter nehme ich wahr, als wären sie ein Teil von mir. Ich versuche mich zu bewegen, doch erfolglos. Starr und stark halten mich die Äste an die Rinde gepresst. Ich spüre Schmerzen in all meinen Gliedern. Wenn mich nicht bald einer rettet, werde ich hier verrotten. Die Wut die in mir hochkocht, lässt meinen Schmerz erträglicher werden, dennoch bin ich noch immer ausgeliefert inmitten der Dämonenbrache. Warum zum Namenlosen, sucht mich niemand? Was ist mit den anderen geschehen?

Irgendwann höre ich Stimmen und Saaris Wolf kommt plötzlich aus dem Wald, gefolgt von den anderen. Ragnar schlägt kurzerhand die Äste ab, die mich umklammern und ich falle völlig erschöpft zu Boden. Das restliche Astwerk hat sich zurückgezogen und wirkt, als wäre nie etwas geschehen. Einige meiner Hautstellen sind offene Wunden. Wäre ich nicht gerettet worden, wäre ich wohl tatsächlich in diesem Geäst verdaut worden. Meine Gefährten versorgen mich und berichten was geschehen ist.

Es sei eine Yamira zum Lager zurückgekehrt, habe sich aber seltsam verhalten und irgendwann ging ihnen ein Licht auf, dass dies nicht ich sein kann und Kaldrim griff diese falsche Yamira an. Doch er schlug aus ihrem Schädel nur Holz heraus. Diese falsche Yamira, war eine Doppelgängerin aus Holz.
Ich höre mir ihre Geschichte an, und bin ein wenig skeptisch, dass Kaldrim ernsthaft mit seiner Linkhand versucht hat mir den Schädel einzuschlagen. Es hätte sicherlich subtilere Mittel gegeben, herauszufinden was los ist.

Dennoch bin ich erleichtert wieder befreit zu sein.  Ich rappel mich auf und wir gehen weiter. Meine Muskeln schmerzen noch immer, aber zäh wie ich bin, lasse ich mir nichts anmerken und wir laufen bis zum Abend und suchen uns ein Nachtlager. Wir halten fortan zu zweit Wache und einigen uns darauf, dass niemand mehr das Lager verlässt.

Der Wald ist unnatürlich still... fast zu still...