Dienstag, 11. Dezember 2018

Balphemor von Punin

10. Rondra 1021 BF

Letzte Nacht fühlte ich mich von draußen beobachtet. Doch als ich aus dem Fenster sah, erkannte ich nichts. Ich schloss die Läden und ging zu Bett, war mir aber sicher dass irgendetwas mich vor dem Fenster beobachtet hatte.

Nach dem Frühstück teilen wir uns auf. Ich gehe zum Rondra-Tempel und betrete den Tempel der Leuin. Zielstrebig zieht es mich zum Altar des Kor und ich falle auf die Knie und beichte im Stillen meine Sorgen um mein Inneres. Ich bete zu Kor, dass er mir in Zukunft hilft, leichter mit dem Blutdurst meines Zeichens umzugehen und ich es zulasse, dass mich mein Zeichen beherrschen möge, wenn ihm danach ist. Er möge mir die Weisheit schenken, Gut von Böse zu unterscheiden ohne meine Identität ganz zu verlieren. Er möge mir die Kraft schenken mein Zeichen anzunehmen und als Wächter auf Dere zu wandeln.

Während ich bete, spüre ich mein Inneres erwachen, zustimmend, ohne Verwandlung... und Worte aus meinem tiefsten Inneren formen sich zum Gebet:

"Kr'Thon'Chh, oh großer Zermalmer, du blutrünstiger Kriegsgott, erhöre mein Gebet! Bruder des Blutes, gib mir die Gelassenheit ebenfalls das Blut meiner Feunde zu trinken. Der, der du lachend über das Schlachtfeld schreitest, gib mir den Mut nie wieder vor einem Dämon zu weichen! Du Gnadenloser, du Mitleidloser, lasse mich nie wieder straucheln ob meiner Entscheidungen im Kampf! Du Schwarzer Mantikor, gib mir deine Kraft und Schnelligkeit im Kampf! Du Unbarmherziger, lasse mich gegenüber den schwarzen Horden niemals Barmherzigkeit walten! Du donnernder Himmelsreiter und Drachensohn, lasse mich nie wieder verzagen und den Wächter in mir wachen! Du Herr der Schlachten, lass mich Rondras Scharfrichter sein in deinem Namen und lass mich kämpfen und notfalls Sterben für die Götter und ganz Dere!"

Dann ziehe ich meinen Dolch und ritze mir in die linke Hand. Ich spüre wie dick die Echsenhaut ist und schneide mit mehr Druck, bis endlich einige Tropfen Blut in die Opferschale vor mir tropfen. Das restliche Blut lecke ich ab bis es aufhört.
Ich stehe auf, schaue mich suchend um nach einer Geweihten und spreche sie an. Sie führt mich in einen Nebenraum und ich schildere ihr unser Begehr. Es stellt sich heraus, dass der Tempelvorsteher am Schlund ist und seine Vertretung ebenfalls Nachforschungen nach dem Kelch anstrebte, jedoch seit gestern Abend verschwunden ist. Sie ging mit dem Archivar Veraides mit und kam nicht mehr zurück.

Ich mache mich auf den Weg zum Stadtarchiv, in dem auch Ragnar sein Glück versuchen wollte. Wieder fühle ich mich beobachtet und achte vermehrt auf meine Sinne ob ich verfolgt werde. Aus den Augenwinkeln kann ich einen kurzen Moment etwas in der Luft erhaschen, jedoch zu kurz um tatsächlich eine Form wahrzunehmen.

Als ich am Archiv ankomme, ist Ragnar bereits dort, doch hatte er bisher keinen Erfolg. Auf dem Pult des Archivars steht eine Magierstatue. In ihren Händen trägt sie einen seltsamen Stab, mit einem hässlichen Vogelschädel als Spitze. Irgendwie erinnert er einen an die Beschreibung der uralten Aufzeichnungen. Auf Ragnars Fragen hin, sei dies wohl der alte Magus, der mit dem eingeschmolzenen Kelch in Verbindung stand. Sie sei ein Geschenk an das Archiv gewesen und schon vor seiner Zeit da. Ich berichte Ragnar, dass die Rondra-Geweihte nicht zurückgekehrt sei, nachdem sie bei Veraides war und wir sprechen ihn daraufhin an. Doch er berichtet uns nur, dass sie gemeinsam hier waren und nach dem Kelch geforscht haben. Sie hatte Einblick in ein Buch und hatte sich einige Seiten mitgenommen. Der Rest des Buches sei jedoch ebenfalls verschwunden, offensichtlich gestohlen.

Kaldrim und Isonzo kommen hinzu und berichten uns noch mehr. Sie waren im Hesindetempel und der hiesigen Magierakademie, nachdem sie ebenfalls bemerkten, dass sie verfolgt werden. Offensichtlich werden wir tatsächlich beobachtet und zwar von einem Gotongi, ein Dämon in Form eines fliegenden Auges, ein Späher. Sie haben durch ein Schriftstück erfahren, dass in der Dämonenbrache am elementaren Gleichgewicht gezerrt wird. Besondere Phänomene wie Riesenwuchs oder unerwartete Phänomene der Vegetation, sowie starke magische Kräfte sollen hier vorherrschen. Ebenso bekamen Isonzo und Kaldrim Einblick in weitere Schriftstücke, die auf eine alte Blutulme hindeuten als Versteck des Kelches. Jedoch sind diese schon einige hundert Götterläufe alt und sicherlich lag sie derzeit noch außerhalb der Stadt. Berichten zufolge gäbe es aber in der Tat eine uralte Blutulme, im Garten des Prinzen auf dem Anwesen des Palastes. Dazu kommt, dass vor gut 25 Jahren ein Bibliothekar verschwand, Magister Thergoff von Gratenfels. Die Umstände sind nicht klar, aber man vermutet, dass er sich auf die falsche Seite geschlagen hat, nachdem er nach sich einer Expedition mit Rakorium vermehrt mit dunkler Magie beschäftigt haben soll. Damals ist ein Feuer in der Akademie ausgebrochen und hat sämtliche Unterlagen des Magisters mit zerstört. Jedoch mag ein Scholar den Bibliothekar in dieser Nacht mit einem Kelch in der Hand völlig zerschunden und zerissen in der Akademie gesehen haben, und zwar noch vor dem Ausbruch des Feuers. Seitdem ist er verschollen.
Somit gehe ich davon aus, dass sich der Kelch nicht mehr unter der Blutulme befindet. Zusätzlich ist wohl erst vor Kurzem auch noch ein Buch gestohlen worden, das Arkanum.

Kaldrim erkennt plötzlich die Statue auf dem Pult. Dasselbe Bildnis sah er in der Akademie ebenfalls als Portrait von Magister Balphemor von Punin. Er war wohl einst der Hüter des Kelches des Humus.

Wir stellen den Stadtarchivar Veraides erneut zur Rede, da ich langsam misstrauisch werde. Er trägt Handschuhe und ich möchte, dass er sie für uns auszieht. Wir sind neugierig, ob er nicht vielleicht ein Siegel einer Akademie trägt. Doch er weigert sich vehement. Er tritt zurück und plötzlich erscheint ein Stab in seiner Hand, den er wie zum Schutz einmal über sich hinweg wirbelt. Derselbe Stab wie die Statue und auf dem Portrait. Vermutlich sogar derselbe Stab wie damals bei der Geweihten. Der hässliche Vogelschädel ziert ihn. Ragnar greift ihn mit einem Zauber an, während Kaldrim und Isonzo ebenfalls Waffen auf ihn werfen. Doch alles prallt wie von einer unsichtbaren Wand ab. In seiner anderen Hand entbrennt ein Feuerball. Ehe wir ihn aufhalten können, wirft Veraides diesen in das Archiv und teleportiert sich davon. Schnell verteilen wir uns erneut. Ich renne nach oben um nach der Rongrageweihten zu suchen, während Ragnar und Kaldrim unten alles absuchen. Isonzo eilt nach draußen um Hilfe zu organisieren. Schnell bildet sich eine große Löschaktion und während Ragnar und Kaldrim fündig werden und die Rondrageweihte aus einem Keller befreien können, schaue ich mich weiter oben um. Ich finde einige Portraits von Männern aus verschiedenen Zeitaltern. Das erste zeigt Magister Balphemor und kurzerhand zerschlitze ich allen die Kehlen. Offensichtlich waren das alles seine Reinkarnationen. Kaldrim und Ragnar finden im Keller noch einen offenen verschließbaren Schrank, aus dem scheinbar ebenfalls ein Bild entwendet wurde. Der Schatten eines fehlendes Portraits war noch zu erkennen. Das Bildnis von Meister Veraides, dessen Wesen er raubte, hat er wohl mitgenommen. Wir hatten wohl mit niemand geringerem als dem Magier Balphemor von Punin selbst zu tun. Dann muss er schon gut 1500 Jahre alt sein, bei den Göttern! Wie ist das möglich?! Doch aufhalten konnten wir ihn nicht. Wie auch, er muss sehr mächtig sein.

Das Archiv ist nicht zu retten, es brennt lichterloh und wir sind mit heiler Haut davongekommen. Rittfrau Junivera haben wir wenigstens in Sicherheit bringen können. Doch das Stadtarchiv ist verloren und wir helfen noch mit das Feuer wenigstens einzudämmen, damit es nicht verheerend übergreift.
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