Dienstag, 21. August 2018

Ein Wagen

3. Praios 1021 BF

Ich erwache erholter, als ich dachte und  halte erst einmal Ausschau auf das Land, welches vor uns liegt. Eine Ebene mit Feldern, vereinzelten Bauernhöfen und einigen Waldstücken liegt vor uns. Ab und an erkennt man Rauchsäulen, jedoch keinerlei riesiger Heerlager oder ähnliches. Wir machen uns auf den Weg zu einem nächstgelegenen Gehöft mit der Absicht uns einen Wagen zu organisieren. Erstaunlicherweise ist die Erde hier noch immer grün und nicht verdorben, wie ich es erwartet hatte. Allerdings muss ich an das versickernde Blut denken, dass die Erde so gierig verschluckt hat. Trotz Landwirtschaft ist auch keinerlei Vieh zu entdecken.

Wir kommen in einen kleinen Weiler. Schon als man uns von Weitem entdeckt, flüchten die Menschen in ihre Häuser und schließen die Läden, als wir näher kommen. Ich stapfe zielstrebig in Richtung eines Stalles oder Scheune und trete in Söldnermanier die Türe auf. Ein alter Wagen steht darin, jedoch keine Tiere. Ragnar fordert im Befehlston die Leute auf uns einen Wagen zu besorgen und nach kurzer Zeit, schleicht ein älterer Mann geduckt auf uns zu und versucht sich zu erklären, dass sie nichts mehr besitzen, außer einer Milchkuh, die ihre Kinder ernährt. Mir schnürt es die Kehle zu, aber drastische Zustände erfordern drastische Mittel. Ragnar sieht das wohl ebenso und befiehlt ihnen trotzdem uns die Kuh und den Wagen zu überlassen. Verzweifelt bringt uns der Mann das Geforderte und als Ragnar sich per Handschlag verabschiedet, drückt er dem verdutzten Mann Gold in die Hand und schenkt ihm ein versöhnliches Zwinkern, ehe wir laut motzend von dannen ziehen mit Wagen und Kuh. Wir haben ihnen das letzte Tier genommen. Sicher, die Kuh hätte ohnehin nicht alle ernähren können, dennoch wird ihnen auch das Gold nichts nutzen, denn das sättigt auch nicht.

Wir ziehen weiter und suchen gegen Abend erneut ein Nachtlager in einer kleinen unauffälligen Senke.