Dienstag, 20. Februar 2018

Der Wächter in mir

10. Firun 1020 BF

Ich starre in ein verzerrtes Spiegelbild. 

Was ist nur aus mir geworden? Ein Monster! Gelbe Echsenaugen, keinerlei Haare, überall stellenweise Schuppen, doch groß und kräftig, für viele nur furchteinflößend ... Ist es ein Fluch oder eine Gunst? Ich bin gerade mal 30 Götterläufe alt... erst wird aus mir eine Greisin, dann ein wildes Echsenwesen, dass jeden erschaudern lässt.

Ein Blick auf die Einladung aus Punin macht mich nervös. 

Wieder einmal bieten sie uns an mit teilzuhaben und doch wird wieder keiner Zuhören. Wieder wird man uns verhöhnen oder gar für mit schuldig befinden, da wir ihn noch immer nicht aufgehalten haben. Es wird erbärmlich stinken, wenn soviele Magier anwesend sind. Ich hörte davon, dass selbst Schamanen, Hexen und Geoden daran teilhaben werden. Es wird mir den Atem rauben. Womöglich werden sie mich sezieren wollen....

ER ist uns immer noch einen Schritt voraus. Ich bin mit Ragnar so schnell wir konnten nach Warunk geeilt um die Stadt zu warnen, doch alles umsonst. Auch diese Stadt wurde eingenommen unter großen Verlusten. Wenigstens haben wir überlebt. All diese nutzlosen Kämpfe, die mich IHM nicht näher bringen. Wir helfen und kämpfen wo wir nur können, doch nur um ein paar wehrlose Seelen zu schützen. Das ist nicht mein Kampf. Ich will mehr! Ich will IHN! Er ist dafür verantwortlich, dass ich so bin, wie ich bin und eines Tages wird mein Ruhm kommen.

Meine gelben Echsenaugen starren mich an, ich bewege meine linke Hand und es fühlt sich vertraut an, auch wenn es nur drei Krallenfinger sind... ich balle sie zu einer Faust und heftig schlage ich auf den Spiegel vor mir, der in tausend Splitter zerfällt....

Was soll man den Nichtsnutzen nur erzählen? Sie hören ja doch nicht zu! Und sie verstehen nicht! Keiner versteht! Nicht die ganzen Zauberer, nicht die Geweihten und auch nicht die ganzen Philosophen und Propheten mit ihren dämlichen Prophezeiungen, die keiner versteht. Was soll es bringen, auf einem Konvent mit lauter Zweiflern unnötig zu diskutieren! Taten zählen, nicht Gerede! Die Welt wird Stück für Stück untergehen, während wir Reden schwingen! Welch vergeudete Zeit!

Wir brauchen eine Armee, die IHM trotzen kann! Keine unnötigen Diskutierereien! Kämpfer, die für Opfer bereit sind! Ich bin bereit! Ich bin sowas von bereit! Ich kann es kaum noch erwarten das Blut meiner Feinde zu trinken!

Ich lecke meine blutige Faust ab und atme tief ein und aus 


 Beruhige dich! Entspanne dich! Bleibe Yamira und lasse dich nicht so oft beherrschen!

Langsam öffnen sich meine Finger wieder... meine Rage lässt nach und ich starre auf die Spiegelsplitter zu meinen Füßen 


 Ich fühle nichts... keinen Schmerz, keinen Kummer, keine Freude ... das Gefühl der Gleichgültigkeit ist mit der Zeit immer stärker geworden...