Sonntag, 8. November 2015

Im Ogerbusch

6. Rahja 1019 BF

Kaum das es hell wird, gehen wir weiter. Der Pfad ist mittlerweile so eng und verwachsen, dass wir die Pferde führen. Die Spuren sind unstet und wechseln oft die Richtung. Offensichtlich haben die beiden auch gesucht und kennen ihr Ziel nicht genau.

Auf einmal gelangt uns der Geruch von ranzigem Fett in die Nase und als wir langsam weiter gehen, entdecken wir einen riesen Fleischberg vor uns auf dem Pfad. Er sieht aus wie ein riesenhafter zu fetter Mensch. Er stinkt furchtbar und trägt nur eine Art Lendenschurz aus Fell, definitiv ein Mann. Als wir ihn näher betrachten, erkennen wir einen vor Angst und Schmerz verzerrten Gesichtsausdruck. Die offensichtlichen Wunden waren nicht tödlich, er wurde magisch ermordet.

Wir folgen weiter den Spuren und keine Stunde später hören wir Stimmen und Pferdelaute. Wir halten an, machen unsere Pferde nur lose fest, damit sie noch fliehen können und schleichen uns näher heran. Zwei Pferde stehen nicht weit vor uns. Sie tragen keinerlei Satteltaschen und während ich die Zügel vom Baum löse, öffnet Kaldrim die Sattelschnallen.
Leise pirschen wir uns weiter, der ranzige Geruch wird stärker und die Stimmen deutlicher. Eine Frauenstimme spricht mit sehr bedrohlichem Unterton und wir gelangen an eine Waldsenke. Ein tiefe Mulde liegt unter uns und wir schauen im Schutz des Gestrüpps auf eine seltsame Szene.

Ein wenig abseits liegt ebenfalls ein toter Oger, noch um einiges größer als der, den wir gefunden haben. Eine Höhlenöffnung ist auf der anderen Seite in der Senke zu erkennen. Die zwei Frauen stehen inmitten der Mulde und Azaril bedroht drei Oger vor sich. Zwei Männer, die in der Statur dem ersten Opfer ähneln und eine etwas kleinere Frau, die eine große Ogerkeule festhält.
Azaril fordert die Keule heraus, doch die Oger weigern sich. Lange wird Azaril nicht mehr warten.

Wir ziehen uns kurz zurück und Kaldrim erklärt uns seine Idee, mit Hilfe seiner Waldstimme, den Ogern Mut zuzusprechen, dass sie sich wehren und mit ihrer Hilfe können wir die beiden Weibsbilder vielleicht besiegen. Wir verteilen uns halbrund um die Senke und Kaldrims Stimme donnert durch die Natur "Misstraut den Weibsbildern! Das Rotauge und seine Gefährten werden euch zur Seite stehen!" Der Satz hallt aus der ganzen Umgebung, die Blätter säuseln ihn, der Wind trägt ihn, das Unterholz knarzt ihn. Die Oger weichen einen Schritt zurück, Azaril und ya Menario drehen sich verwirrt um. In diesem Moment fliegt schon meine Dschadra aus der Deckung und trifft ya Menarios Bein. Schreiend wird sie rücklings geworfen und der Speer ragt aus ihrem Oberschenkel. Zeitgleich fliegt eine Feuerlanze die Senke hinunter und trifft Azaril. Auch sie stürzt kokelnd nach hinten auf ihre Begleiterin. Die Oger starren noch verwirrt in der Gegend umher. Wir treten aus der Deckung und ich schreie den Ogern zu "Wehrt euch gegen die Diebe!" Das verstehen sie und gehen bedrohlich auf die Frauen zu. Doch auch Kaldrim und Ragnar nähern sich gerade den beiden und kommen dem schwingenden Baumstamm des Ogers verdammt nahe. Kaldrim kann sich, dank seiner Größe noch hinwegducken, doch Ragnar wird gestreift und fliegt quer durch die Senke, mir entgegen. Ich ziehe ihn auf die Füße und wir sehen gerade noch, wie der Findling krachend auf ya Menario niederfährt. Man hört Knochen zerbersten und sie rührt sich nicht mehr. Isonzo kommt aus seiner Deckung und wieder mal, steht er zweimal vor uns. Azaril weicht jeglichen Angriffen blitzschnell aus, doch Ragnar spricht erneut einen Zauber und Azaril stürzt geschwächt und mit schmerzerfülltem Gesicht zu Boden, sie rappelt sich wieder auf und versucht zu fliehen, doch bekommt sie von Isonzo und mir noch einige Hiebe mit, ehe Isonzo ihre Kehle trifft und sie röchelnd liegen bleibt. Die Oger haben sich mittlerweile mit geifernden Mündern uns zugewandt und greifen Ragnar und Kaldrim an.
Plötzlich erkenne ich Bewegung aus den Augenwinkeln und sehe, wie der riesenhafte tote Oger sich erneut erhebt. Ich schaue zur Mitte und ya Menario steht da und befehligt den Oger, alle zu töten. Eine Nekromantin! Ein Schauer läuft mir über den Rücken, doch Azaril liegt noch immer vor mir. 'Dich erhebt sie nicht!' denke ich mir und erhebe meinen Säbel um ihr den Kopf von den Schultern zu trennen. Doch plötzlich gibt der Boden nach, ich komme ins rutschen und schlage mir versehentlich den Säbel in den eigenen Unterschenkel. Ragnar kämpft inzwischen mit einem der Oger, die Ogerfrau mit der Keule hat sich in die Höhle zurückgezogen und ehe Kaldrim ya Menario angreifen kann, teleportiert diese sich an den Rand der Senke. Isonzo eilt ihr entgegen, doch sie spricht einen Zauber und ich sehe nur noch wie Isonzo angsterfüllt in den Wald rennt. Ich hole erneut aus und endlich schlage ich wutentbrannt Azarils Kopf ab. Als Kaldrim auf die Weißhaarige zu eilt spricht diese erneut einen Zauber und verschwindet völlig.

Ich sehe auf der anderen Seite der Senke Ragnar reglos am Boden liegen, Isonzo ist im Wald verschwunden. Kaldrim und ich tauschen kurz die Blicke und ziehen uns ebenfalls zurück. Die Oger jedoch greifen sich mittlerweile gegenseitig an und ein heftiger Kampf entbrennt wo jeder jeden schlägt. Wir laufen um die Senke herum, finden Isonzo dabei versteckt hinter einem Busch und zerren ihn mit zu Ragnar, der sich mittlerweile gerade wieder langsam erhebt. Er ist übel zugerichtet.

Doch wir haben keine Zeit zu verlieren, wir müssen immer noch die Keule in Sicherheit bringen. Kurzerhand beschließen wir in die Höhle zu gehen. Kaldrim versucht es mit gutem Zureden, doch die Ogerfrau will die Keule nicht herausgeben. Ragnar verliert seine Geduld und spricht ebenfalls einen Horriphobus-Zauber auf das Weib, die die Keule angsterfüllt fallen lässt und vor lauter Angst versucht, sich weiter in die Höhle hinein zu graben. Ragnar nimmt die Keule und wir verlassen diesen stinkenden, furchtbaren Ort und gehen zurück zu den Pferden. Die beiden Pferde der Frauen nehmen wir mit.

Kaldrim schickt seinen Falken, Tornia zu finden. Vielleicht kann man die Keule nach Kurkum bringen. Wir schlagen ein Nachtlager auf, versorgen unsere Wunden und teilen Nachtwachen ein. Doch Feuer entzünden wir keines.