Sonntag, 15. November 2015

Die Befreiung von Shamaham

8. Rahja 1019 BF

Gegen Mittag erreichen wir wieder unser Lager, in dem die anderen warten und tauschen uns aus. Wir haben jedoch keine Ahnung wann die Oger kommen werden, wenn sie es denn wirklich tun und noch immer hört man die Schreie einer Gefolterten. Ardo war des nachts an den Ruinen, doch zeigten sich keine Geister, sondern er spürte, dass die Götter eher fern waren.

Isonzo hat plötzlich eine Idee und spricht einen Zauber auf sich. Er steht als Söldner vor uns und begibt sich zum Auskundschaften und evtl. Befreien der Gefangenen in die Stadt. Ardo ist unruhig und voller Tatendrang und eher wir uns versehen, steigt er auf sein Pferd und reitet auf die Stadt zu. Ragnar, Kaldrim und ich starren uns an und steigen ebenfalls auf, doch warten wir im Schutz des Waldes ab was geschieht. Ardo reitet in großem Abstand um die Stadt herum und bläst in sein Horn. Eine Ablenkung! Und sie scheint zu gelingen. Die Belagerer begeben sie aus der Stadt auf Ardo zu der absteigt, Liturgien donnert und in den Angriff übergeht gegen eine Übermacht. Dieser Wahnsinnige! Ragnar rennt ebenfalls los, während ich Soraya ebenfalls die Sporen gebe. Kaldrim folgt mir. Isonzo haben wir aus den Augen verloren, doch wenn unser Plan aufgeht, kann er die Gefangenen befreien.

Ich vernehme noch Ardos Worte für den Kampf zu Ehren Rondras und ehe ich auf die Söldnerschar vor mir treffe, springe ich ab und stelle mich dem Kampf. Sie niederzureiten oder mit der Dschadra zu werfen kommt mir nicht mal in den Sinn, sondern ich stelle mich ehrenhaft meinen Gegnern. Keine Pfeile fliegen. Aber es wird ein harter Kampf Mann gegen Mann. Als ich dem ersten Söldner meinen Khunchomer durch die Brust ziehe, regt sich etwas in mir. Eine Befriedigung breitet sich aus und während ich Hieb um Hieb austeile und abwehre, spüre ich die Gier nach Blut in mir. Mein Blick wird schärfer, meine Reflexe besser, ich spüre wie die Kraft meine Beine durchfließt und meine Haut sich verstärkt. Ich pflüge mich mit meinem Säbel durch die Schergen Borbarads und halte blutig Gericht. Ich genieße den warmen Blutregen, der sich über mich ergießt und kenne keine Furcht.

Nicht weit von mir kämpft Ardo gegen einen riesigen muskelbepackten Hünen, doch er wirkt chancenlos. Sein Blick scheint entrückt und nur noch halbherzig wehrt er die Schläge ab, die übelst tief in ihn eindringen. Er blutet stark.

Ein abschätzender Blick auf das Geschehen zeigt mir Kaldrim völlig starr in einer Angriffspose. Nicht weit vor ihm Galotta. Isonzo steht nicht weit entfernt und eine Amazone pflügt sich ebenfalls mit einem Schwert durch die Söldnerschar.

Plötzlich vibriert der Boden, Lautes Knarzen und Knacken aus dem Wald verkündet die Ankunft der Oger und nicht lange danach brechen gut zwanzig Oger aus dem Wald und stürmen Shamaham.
Fast im gleichen Moment spricht Galotta einen Zauber und Isonzo, der eben noch auf Galotta einstach, wendet sich um und stürmt den Ogern entgegen. Was bei den Zwölfen tut er da?

Die Söldner ergreifen die Flucht und ehe ich es bis zu Galotta schaffe, hat er durch einen Zauber das Schlachtfeld verlassen. Feigling!

Ein Oger kommt an Kaldrim vorbei und schlägt ihm seine Keule auf den Schädel, doch wundersamerweise zerbirst das Holz und als er dennoch versucht in seinen Arm zu beißen, brechen ihm zwei Zähne aus und wutentbrannt schlägt er ihn hinfort. Kaldrim fliegt durch ein Haus hindurch bis in ein Feld.

Ardo sieht immer schwächer aus und sein Blick scheint das Geschehen um ihn herum kaum mehr wahrzunehmen. Ragnar spricht einen Zauber und eine Flammenlanze zündet den Hünen an. Ich eile Ardo zu Hilfe und schlage von hinten auf den Notmarker ein, der blutige Wunden davon trägt.  Der Ansturm der Oger kommt immer näher und im Selbstschutz bringt sich jeder in Sicherheit.

Der Notmarker entkommt schwer verletzt. Als ich ihm hinterhereile, kann er plötzlich flink wie ein Wiesel fliehen, sicher mit Hilfe von Magie. Ragnar kann Ardo mit zum Waldrand zerren, während die Amazone auf ein Pferd springt und Isonzo einfängt, der tatsächlich scheinbar die Oger angreifen will. Ich sammle Kaldrim ein, der noch immer starr wie ein Stein ist und mir bleibt nichts anderes übrig als ihn durch den Acker zum Wald zu ziehen.

Die Schreie der Söldnerschar verebben langsam und weichen schmatzenden Lauten der sich satt fressenden Oger. Mein Blutdurst legt sich zögerlich, doch noch immer zieren Schuppen meine Haut. Ragnar macht sich daran Ardo magisch zu heilen, ich helfe ihm mit Verbänden und der Rondrageweihte sinkt völlig erschöpft in den Schlaf. Isonzo bietet der Amazone seine Hilfe an, doch sie nimmt nur sein Verbandsmaterial und verbindet sich selbst.

Sie stellt sich als Alya Ysaril von Donnerbach vor, Rittfrau der Rondra und Schwertlöwin von Kurkum. Sie wurde auf der Suche nach Gilia, der Tochter der Hochkönigin Yppolita von Kurkum, von den Söldnern abgefangen. Sie wurde gefoltert um den Weg nach Kurkum preis zugeben, doch hielt sie stand. Sie bittet uns sie nach Kurkum zu begleiten, doch leider sofort.
Ich wecke Ardo und wir brechen erneut auf. Mein N'Churr ebbt ab und ich fühle die Schwäche und die Erschöpfung, die sich in mir ausbreitet. Ich habe lange Zeit nicht mehr geschlafen und immer wieder fallen mir die Augen zu, als wir in der Dunkelheit den Ogerbusch durchqueren, doch Alya kennt den Weg offensichtlich gut und Soraya folgt ihr.