Montag, 20. Juli 2015

Khunchom

4. Praios 1019 BF

Wir haben Khunchom erreicht. Die Perle des Südens glänzt wie immer in ihrer Pracht, auch wenn es schon Abend ist. Während wir von Bord gehen, überlegen wir, wie wir das Schiff finden sollen und begeben uns zuerst zum Boron-Tempel. Der hiesige Geweihte kann uns keinerlei Auskunft geben, doch können wir unsere Pferde in ihre Obhut geben solange wir fort sind, da wir uns anhand der Boron-Plättchen ausweisen können, im Auftrag des Rabens unterwegs zu sein.

Wir suchen am Hafen, doch er ist voller Schiffe und Arbeitern, dass wir unmöglich die Zedracke ausmachen können, die uns mitnehmen soll. Die Hafenmeisterei ist schon geschlossen und so betreten wir eine der Hafenkaschemmen auf der Suche nach jemandem der uns Auskunft geben kann. Die Schänke ist rauchgewängert und üble Luft schlägt uns entgegen. Ragnar zieht mich mit zur Theke, doch der Wirt ist kein Tulamide und so bleibt mir das lästige Übersetzen einmal erspart. Noch während wir den Wirt nach der Zedracke befragen, kommt mir in den Sinn, ob das Schiff vielleicht ebenso heißt wie die Frau der AlAnfaner Kirche. Wir fragen konkret nach einer maraskanischen Zedracke names ‚Katalina‘ und der Wirt schickt uns zu einem Tisch, an dem drei Maraskaner sitzen. Noch auf dem Weg dorthin versuche ich mich zu entsinnen wie ich sie am besten anspreche um sie nicht zu beleidigen und versuche mein Glück mit einem einfachen „Rur und Gror zum Grusse“

Es stellt sich heraus, dass tatsächlich ein Schiff vor Anker liegt mit diesem Namen. Kurz nachdem ich mich dankbar verabschiedet habe, verlässt plötzlich einer der drei die Schänke und wir folgen ihm. Ardo ruft ihm hinterher, doch angeblich will der Mann nur kurz austreten. Ohne uns beirren zu lassen, warten wir auf ihn und als er sich sichtlich abmüht ins Meer zu pissen, fangen Kaldrim und Ragnar an ihn zu bedrohen bis er uns zur ‚Katalina‘ bringt.

Wir zeigen dem wachhabenden Matrosen unsere Boron-Plättchen und er bringt uns auf das Schiff. Unter Deck erwartet uns Kapitän Haimamud bereits und heißt uns willkommen. Von unseren genauen Plänen weiß er nichts, er ist nur beauftragt uns nach Maraskan zu bringen. Nachdem wir ausführlich unsere Reisepläne besprochen haben, zeigt uns der Kapitän einige Kisten, in denen die Dinge für uns verstaut sind. Ich werde immer erleichterter. Sie haben wirklich an alles gedacht. Hängematten, Haumesser, Heilkräuter, sogar ein Gesichtsschleier und eine leichte Holzrüstung für jeden. Ich bin beeindruckt. Ich war fest entschlossen, das alles zu kaufen und muss lächeln, da bereits alles vorhanden ist. So brauchen wir nur noch Proviant und ein wenig Lederfett. Wir bekommen 2 Kajüten zur Verfügung gestellt, doch Ragnar und ich entschließen uns unter Deck in Hängematten zu nächtigen. Da Kaldrim sich noch andere Kleidung besorgen möchte, entscheiden wir am übernächsten Tag in See zu stechen. Kaldrim will die Stadt auch schon am Abend genießen und verlässt nochmal das Schiff. Spät in der Nacht hören wir ihn volltrunken und lautstark an Bord kommen und ehe er sich versieht, hat er übelsten Ärger mit Haimamuds Steuerfrau, bis wir sogar eine schallend laute Ohrfeige vernehmen und das Poltern von einem, auf den Bohlen, aufschlagenden Zwerg. Die hat gesessen und ich muss kopfschüttelnd grinsen.

Am nächsten Morgen begeben wir uns in die Stadt um letzte Vorbereitungen zu treffen, Proviant einzukaufen und durch das Maraskanviertel zu schlendern, doch es ist eher ein Wohnviertel und wir werden nur abschätzend beäugt. Als wir wieder an Bord kommen, ist Kaldrim wach. Er hat immernoch eine geschwollene Wange, doch schwärmt er von Khunchom und geht ebenfalls noch einkaufen. Als er zurückkehrt, versucht er sich bei der Steuerfrau für letzte Nacht zu entschuldigen und schenkt ihr sogar ein Fläschchen Schnaps, doch sie lässt ihn gnadenlos abblitzen. Sie trinkt nicht und wenn er sich entschuldigen will, dann solle er das wie ein Mann tun. Als ich das auf Deck mitkriege, kann ich mir das Lachen kaum verkneifen. Wie ich immer sage, nicht jeder fällt auf Kaldrims Charme und Gesäusel herein.