Donnerstag, 30. Juli 2015

Hautbilder

22. Firun 1019 BF

Am Tag darauf mache ich mir über Kaldrim nicht mehr so viele Gedanken, aber dafür wieder mehr um mich. Ich setze mich an einen Tisch, hole Pergament und Kohle heraus und mache mich daran Hautbilder zu zeichnen, die mit meiner Vergangenheit zu tun haben.
Auf meine rechte Unterarminnenseite soll Ragnar das Wappen Zorgans stechen, denn dort liegen meine Wurzeln. Vielleicht kann er sogar noch eine Kette um den Unterarm wickeln lassen um die Sklavenzeit Al'Anfas zu prägen. Auf mein linkes Schulterblatt einen Hirschkopf, in Gedenken an den Weißen Hirsch im Reichsforst, dort hat mein eigentliches Abenteuerleben begonnen. Den linken Oberarm wird ein Drachen zieren, mit der Suche in der Gor habe ich den unteren Teil verloren. Auf den linken oberen Brustmuskel soll er mir den Diskus von Rur und Gror stechen, denn dieser Glaube hat mir auf Maraskan geholfen. Auf das rechte Schulterblatt kommt eine Pyramide mit einem Auge dessen Pupille in Form eines großen Rubins gestaltet wird - der Stern von Selem. Auf den rechten Oberarm kommt eine Sanduhr, an der ich mich lange verkünstel. Im Inneren ein auf dem Kopf stehender Baum, dessen Laub in die Unterseite rieselt, in der Unterseite ein toter Baum. Vielleicht schafft es Ragnar sogar noch eine dunkle Eidechse mit ins Bild fließen zu lassen. Wenn das mal kein gutes Symbol für Dragenfeld ist. Unter meinem Nacken wird, nur linienförmig, ein Vampir über die Schultern seine Flügel spannen und darüber im Nacken direkt möchte ich einen Elementekreis um das Praioszeichen herum. Auf meinem Schädel rechts und links einen mit Linien verzierten Khunchomer und für aufs Brustbein vorne zeichne ich auf Tulamidya das Symbol für Schutz. Vorerst wars das... ich werde mir noch was für Andalkan überlegen... vielleicht einen Totenschädel umringt von blauen Flammen...

Ich lege den Stift weg und starre die Zeichnungen an. Es wird Wochen dauern und schmerzhaft werden, doch es wird Zeit den Schmerz der Vergangenheit zu ertragen und kraftvoll auf die Zukunft zu blicken.

Es ist schon später Nachmittag als ich mich mit den Blättern auf die Suche nach Ragnar begebe. Er ist nicht in der Akademie geblieben, sondern hat sich irgendwo in der Nähe des Hafens eine Herberge gesucht. Irgendwann werde ich fündig und klopfe an seine Tür. Nichts tut sich. Ich versuche die Tür zu öffnen, unverschlossen. Da sitzt er und sein Anblick versetzt mir einen kleinen Schreck. Er sitzt auf dem Boden, verwahrlost fallen ihm seine langen Haare ins Gesicht. Er hat sich sicherlich tagelang so gehen lassen. In der Hand einen Bierkrug, aus dem ein kleines Rinnsal läuft. Er blickt kurz hoch, starrt kurz auf meinen kahlen Kopf und senkt wieder den Blick.

Ich räusper mich "Ragnar, ich dachte du hättest dich besser im Griff, aber tu was du nicht lassen kannst, jeder geht auf seine Weise damit um. Falls du irgendwann gedenkst, wieder unter die Lebenden zu kommen, dann hätte ich eine Bitte an dich. Steche mir Hautbilder. Hier sind die Zeichnungen, die ich dafür angefertigt habe."

Ich lege die Blätter neben ihn und wende mich zum gehen....

"Mach wenigstens mal das Fenster auf, hier stinkts erbärmlich und nicht nur nach Magie. Ach und falls es dich interessiert - Rulat ist eine Gefängnisinsel vor der Küste Tobriens."

Kopfschüttelnd verlasse ich ihn wieder und laufe durch die Gassen Punins. Bei den Zwölfen... hätte ich bleiben sollen? Ihn wieder zur Vernunft bringen? Aber ich hätte gegen Windmühlen gesprochen, wie ich schon sagte, jeder geht anders damit um, der fängt sich schon wieder. Ich werde ihm noch ein paar Tage Zeit lassen...