Montag, 20. Juli 2015

Der Bote

16. Travia 1019 BF

Am nächsten Morgen schäle ich mich irgendwann aus dem Bett raus, wasche mich kurz und wecke Isonzo. Ragnar ist nicht im Schlafraum, er hat die Nacht sicherlich bei der Wirtin verbracht und auch sonst sind wir hier alleine. Als ich in den Gastraum komme, fällt mein Blick auf einen Tulamiden, der am Frühstücken ist. War er gestern schon hier ? Ich erinnere mich plötzlich an einen Boten. Er sprach mich gestern Nacht an, als ich alleine austreten war. Jetzt erst fällt mir alles wieder ein. Er überbrachte mir eine Nachricht von Amando Laconda da Vanya, dass ich einen Mann aufsuchen soll, namens Dschafar al Bastra sal Azrabal, wir könnten ihm absolut vertrauen und er würde uns weitere Instruktionen geben, wie es nun weitergeht. Er gab mir eine genaue Beschreibung und wieder schaue ich zu dem Mann an dem anderen Tisch. Seine Beschreibung passt haargenau. Ich flüstere Ragnar und Isonzo zu, was der Bote gestern von mir wollte und dass dieser Mann nun hier sei. Ragnar ist skeptisch. Der Tulamide ist offensichtlich ein Schwarzmagier und warum sollte die Praioskirche einen der ihren schicken!? Und warum fällt mir das erst heute morgen wieder ein? Doch es besteht für mich keinen Zweifel, warum sollte ich auch Amando anzweifeln, ist er doch einer der wenigen, dem wir eigentlich vertrauen sollten. Und dass ich das während dem ausgelassenen Trinken vergaß, ist für mich nicht unüblich. So stehe ich auf und begebe mich zu dem Tulamiden. Es stellt sich heraus, dass er tatsächlich der Gesuchte ist und wir sollen am nächsten Morgen im "Yaquirien" auftauchen um weiteres zu erfahren. Auf meine Frage hin, wo er herkomme, antwortet er mir mit Fasar! Eine kleine Welle von Hass wallt in mir auf, sein durchdringender Blick ist mir unheimlich und bisher kam von dort nur schlechtes, doch wird es seinen Grund haben, warum Amando ausgerechnet ihn schickt.
Wir sind uns noch uneins was das alles zu bedeuten hat, doch es gab schon so viele verwirrende Umstände bisher, dass wir zwar vorsichtig sein werden, doch werden wir der Einladung nachkommen.

Den weiteren Vormittag verbringen wir im Badehaus. Die Mada-Thermen Punins sind wirklich eine Pracht. Ich genieße ein wohltuendes Kräuterbad und entspanne meine müden Glieder in dem dampfenden Becken. Ich teste zum ersten Mal die scharfe Klinge zwischen den Mammutonknöchelchen und bin positiv überrascht. Sanft gleitet die Klinge über die Haut, entfernt die Haare mit Leichtigkeit und schneller als sonst bin ich von meiner lästigen Körperbehaarung völlig befreit. Erst zur Mittagsstunde begeben wir uns wieder ins Freie. Die Stadt ist schon fast auffallend ruhig. Die Leute sind verkatert, und die Aufräumarbeiten sind im Gange. Das Weinfest hat seine Spuren hinterlassen und so manche Weinleiche wankt noch durch die Stadt, während andere schon geschäftig den Unrat zusammenkehren. Die vielen Händlerkarren haben längst die Stadt verlassen und es kehrt wieder Ruhe ein. Isonzo geht noch ein wenig Einkaufen. Währenddessen verbringen Ragnar und ich einen gemütlichen Nachmittag in unserer Herberge "Zum scharfen Hoben" und während Ragnar immer wieder mit der Wirtin am Schekern ist, genieße ich einen schönen Spätsommertag mit Blick auf den Yaquir.

Den Abend lassen wir heute ruhig angehen und gehen nüchtern und nicht allzu spät zu Bett. Wer weiss, was uns morgen erwartet.