Montag, 20. Juli 2015

Die Bruderschaft der Schatten

17. Travia 1019 BF

Am nächsten Morgen wachen wir alle recht früh und ausgeschlafen auf. Diesmal ziehe ich, bis auf den Helm, meine Rüstung an und auch Isonzo hat endlich einen Kürass und einen Degen. Während wir die Pferde fertig machen, sehen wir auf seinem Rücken auch eine Laute und amüsieren uns, ob er auch darauf spielen kann. Prompt fängt er an zu spielen und zu singen. Die Melodie ist wirklich schön, doch das Singen sollte er anderen überlassen. Lachend machen wir uns auf den Weg und gelangen schließlich zum "Yaquirien". Schon von außen ist es ein sehr beeindruckendes Haus, gegenüber der hiesigen Magierakademie. Ich betrete das Innere und ein Mann begrüßt uns sehr förmlich hinter einem Pult. Ich weise auf die Einladung Dschafars hin und wir werden gebeten, Gardarobe und Waffen, abzulegen, wie es sich für solch ein Haus gehört. Ich gebe meinen Khunchomer ab, den Dolch im Stiefel behalte ich jedoch. Wir werden zu einem sehr noblen Salon geführt und nach dreimaligem Anklopfen öffnet der tulamidische Schwarzmagier von gestern die Tür und bittet uns herein. Ich gehe voran und mein Blick fällt auf zwei ebenfalls schwarz gekleidete Magier, mit ebenso durchdringenden Blicken. Es stehen Sessel bereit und ohne ein Wort abzuwarten setze ich mich in einen davon und verschränke abwartend die Arme vor meiner Brust. Diese Situation gefällt mir ganz und garnicht. Dschafar stellt die beiden als Spektabiltäten zweier Akademien vor, die der schwarzen Gilde angehören. Einer von ihnen ist Ragnar bekannt und er begrüßt ihn freundlich. Er kommt aus Mirham, während der andere aus Fasar stammt und wieder versteift sich in mir alles und ich warte schweigend ab, was sie von uns wollen.

Salpikon Savertin beginnt zu sprechen. Er begrüßt uns freundlich und nennt uns "die Gezeichneten". Das ist schon das zweite mal, dass ich diesen Ausdruck höre, denn der Sekretär des Boron-Tempels nannte uns ebenso. Er berichtet uns, dass die schwarze Gilde nicht weiter bereit ist, Borbarad tatenlos zu akzeptieren. Ohne Scheu nennt er seinen Namen. Während die Kirchen und auch die anderen Gilden in ihrer Bürokratie versauern, ist die Bruderschaft der Schatten dazu bereit IHN und seine Anhänger zu verfolgen. Er fordert uns auf, ihnen bei der Bekämpfung von Borbaradianern zu helfen um SEIN Netzwerk zu schwächen um IHM näher zu kommen um seine Pläne zu erfahren. Als er endet, drängen sich in mir Fragen auf. Was hat Amando Laconda da Vanya damit zu tun und verwundert starren die Spektabilitäten mich an. Da springt Dschafar in die Bresche und entschuldigt sich für seine Mittel und möchte an mir einen Zauber wirken, doch ich weiche zurück. Ragnar redet auf mich ein, dass ich es zulassen soll und widerwillig lasse ich den Tulamiden gewähren. Ich kann mich an den Boten nicht mehr erinnern und es stellt sich heraus, dass Dschafar mich bezaubert hatte um uns hierherzubringen.
Es entbrennt eine Diskussion, wegen meiner Vorurteile. Bisher kenne ich nur bösartige Schwarzmagier, doch ich erfahre, dass sowohl Liskom als auch Sulman als abtrünnig gelten und nichts mehr mit der schwarzen Gilde gemein haben. Von der Maga aus Fasar, die Ishar half, sage ich nichts, dennoch ändert das alles nichts an meiner Einstellung zu diesen Leuten. Sie überlassen mir selbstverständlich zu gehen, doch wir haben dasselbe Ziel. Ich sage nach langem hin und her zu. Das Schlimmste ist, dass Dschafar uns auch noch begleiten wird. Wir einigen uns darauf noch ein paar Tage zu warten, bis Kaldrim in Punin eintrifft, ehe wir weiter vorgehen. Sicher ist, dass uns unser Weg nach Mirham führen wird, aber gemeinsam. Die Bruderschaft der Schatten arbeitet zur Zeit in kleinen Zellen zusammen, und mit Hilfe von Kaldrim wären wir mächtige Verbündete.
Als wir soweit entlassen sind, verlasse ich nur mit einem Nicken den Raum und während wir noch die Treppen hinunter gehen, mache ich den anderen klar, warum meine Vorurteile so groß sind. Bisher kreuzten drei Schwarzmagier meinen Weg, die erste hat meine Mutter auf dem Gewissen, der zweite war Liskom, beide kamen aus Fasar und der dritte war Sulman al Venish, was wohl meine Abneigung gegen diese Art von Menschen durchaus rechtfertigt und nicht durch ein freundliches Begrüßen einfach verschwindet. Dschafar folgt uns und ich schweige. Ich ärgere mich über mich selbst. Es ist nicht nur einfach das Vorurteil, das ich habe, sondern viel mehr ihre Art und Weise Dinge zu regeln. Ich habe dämlich argumeniert gegenüber der Spektabilitäten. Viel mehr als ihre Herkunft und ihre Einstellung, hat mich die Art gestört, wie wir hierher gelangten. Ihr "Botenjunge" hat mich einfach verzaubert, nur um mich zu ihnen zu bringen. Er hätte ja auch einfach fragen können. Sollte er das jemals wieder wagen, so wird er nicht wieder so glimpflich davonkommen. Er ist sogar dafür gelobt worden. Sie erwarten, dass man ihnen Vertrauen entgegenbringt und dann so eine Art und Weise. Da muss man sich nicht wundern. Sichtlich hasserfüllt begegne ich Dschafars Blick, doch seine arrogante Art schmettert ihn unbeeindruckt zurück. Dennoch haben wir dasselbe Ziel und ich sehe diese Verbindung als Zweckgemeinschaft.

Der Portier kommt uns entgegen und richtet uns aus, dass wir zum Essen eingeladen werden. Es ist wirklich vorzüglich und sicherlich unendlich teuer, doch schon während des Mittagsmahls fragt uns Dschafar die ganze Zeit aus, was mir gehörig auf den Geist geht, hat er doch selbst nichts zu berichten über sich und seine Herkunft. Stattdessen will er alles über IHN wissen und über die Zeichen. Seine arrogante Art verdirbt mir fast den Appetit.

Dennoch werden wir nun die nächsten Tage abwarten, bis Kaldrim eintrifft und dann werden wir sehen, wie es weiter geht.