Donnerstag, 2. August 2018

Mysterien in den Tiefen

4. Namenloser Tag 1020 BF

Als alle wieder erwacht sind, berichtet Kaldrim uns allen und Ragnar schaut sich die Spuren des Zwerges genauer an. Es scheinen nackte Zwergenfüße zu sein. Wir folgen den Spuren und eine halbe Stunde später gelangen wir an eine Art unterirdischen Marktplatz umgeben von einem riesigen Wohnkomplex. Die Spuren führen durch den Komplex hindurch und wieder hinaus direkt zu einem Brunnen. Wir werfen einen Stein hinein, der einige Sekunden später auch platschend in Wasser fällt, doch sonst ist nichts zu entdecken. Wir gehen zurück, die Sache nicht weiter verfolgen wollend und folgen einem Gang Richtung Osten um aus dem Gebirge hinaus zu finden. Dieser Gang endet jedoch plötzlich auf einem gut fünf Schritt großen Felsvorsprung. Wir schauen in eine riesige Höhle. Eine natürliche Felsnadel befindet sich in gut zwanzig Schritt Entfernung. Ich schaue nach unten und nur in tiefe Schwärze. Doch in der Tiefe ist Wasser zu erahnen, denn etwas Brodelndes ist zu vernehmen. Ich lausche in die Dunkelheit und höre ein leichtes, feines Aneinanderschlagen von etwas, was ich nicht definieren kann. Wir befinden uns in einem riesigen Felsendom.

Eine schmale Felsbrücke führt auf die andere Seite und nacheinander gehen wir vorsichtig hinüber. Als ich die Brücke überquere, erkenne ich in der Dunkelheit weit unten etwas Dunkles, Schwarzes vorüberhuschen, jedoch zu weit weg um bedrohlich zu sein und ich erwähne es den anderen gegenüber vorerst nicht. Als ich erneut in die Dunkelheit schaue, sehe ich es kein weiteres Mal.

Wir gelangen in die nächste große Halle, die über und über bunt bemalt ist. Ein rieser Festsaal in dem gut und gerne über 1000 Zwerge Platz zum Feiern hätten. Inmitten der Halle steht ein riesiger, uralter Braukessel, der bereits mit Grünspan überzogen ist. Als wir näher kommen, entdecken wir jedoch Zwerge um den Kessel liegend. Wir schauen uns die Lage genauer an und entdecken 13 Zwerge, unterschiedlicher Sippen mit dem Zeichen Borbarads da liegen. Es ist keinerlei Muster zu erkennen, was die Zwerge getötet haben könnte oder warum diese Zwerge hier waren. Dennoch bin ich innerlich froh, dass sie tot sind. Denn was auch immer sie umbrachte, scheint ebenso etwas gegen Borbaradianer zu haben...

Nach genauerer Untersuchung stellen wir fest, dass die Leichen vermutlich erst wenige Tage  hier liegen. Als wir sie durchsuchen, finden wir ebenfalls aktuelle Münzen. Kaldrim nimmt sich eine der Borbarad-Wappenröcke, die in Zwergengröße nur ihm passen. Dafür reiße ich mir einen Aufnäher ab und nehme ihn mit. Vielleicht brauchen wir das Zeug noch. Jedoch sind die meisten Symbole nur simpel aufgemalt. Die Leichen sind verschieden getötet worden. Manche scheinen ausgedörrt, manchen wurde einfach das Genick herumgedreht. Offensichtlich rohe Gewalt, ohne Waffen.
Saari erkennt gen Osten die meisten Spuren und wir folgen ihnen.

Der Weg führt steiler nach oben und nach guten zwei Stunden erreichen wir einen riesigen Thronsaal. Er ist sehr kunstvoll mit allerlei Glyphen und Runen an den Wänden. Bildnisse zeigen die Gebote und Gesetze der Zwerge. Offensichtlich wurde hier auch Gericht gehalten und die Feuertaufe durchgeführt. Kaldrim setzt sich dreisterweise auf den Thron und somit hat Isonzo einen neuen Titel für seine Ankündigungen "letzter Zwerg auf dem Thron von Aradolosch" - wie respektlos! Doch selbst ich kann mir ein Lächeln nicht verkneifen.

Ragnar, Kaldrim und Saari möchten einen Weg nach Südwesten auskundschaften, während Isonzo und ich neben dem Thron warten. Diese ewige Rumsucherei nach einem Ausgang nervt. Wir haben eine kleine Grubenlampe an, als wir plötzlich einen Schatten bemerken. Isonzo wirft geistesgegewärtig eine Decke über die Lampe, um das Licht abzudunkeln, als er plöztlich angegriffen wird. Etwas hält ihn an der Kehle gepackt und er schafft es gerade noch die Decke wieder herabzuziehen. Ich sehe einen jungen Zwerg der Isonzo schon fast angehoben hat und ihm die Kehle zudrückt. Als das Licht auf ihn fällt, starrt er mich kurz an, mit leuchtend roten Augen. Er lässt von Isono ab und genauso schnell wie er auftauchte, verschwindet er auch wieder. Isonzo keucht und sein Hals zeigt bereits dunkle Würgemale. Die anderen kehren zurück mit einem dunklen "muahahahaha" von Kaldrim, was uns in diesem Moment nicht wirklich erschreckt. Wir berichten was geschehen ist. Der Zwerg war derselbe, der auch Kaldrim heimsuchte des Nachts. Wir kommen zu dem Schluss, das er ein Vampir sein muss und Xenos stimmt uns zu.

Wir wandern weiter nach Osten, stets bergauf. Nach guten zwei Stunden macht der Weg eine leichte Biegung und wir können Feuerschein erkennen und hören Stimmen, mindestens von dreien.
Kaldrim schleicht vor und entdeckt drei Zwerge vor einer geschlossenen Holztür, die von zwei Fackeln erhellt ist. Kaldrim fängt an mit seiner donnernden Stimme loszudröhnen "Wer wagt es in mein Reich einzudringen?" und die Zwerge stürmen panisch durch die Holztür in einen weiteren Raum und verriegeln die Tür. Kaldrim verlangt, dass sie sich gegenseitig töten, denn nur der letzte Überlebende bekommt die Freiheit geschenkt.

Wir kommen ebenfalls hinzu und amüsiert hören wir, wie drinnen heftig gestritten und diskutiert wird, bis ein donnernder Schlag auf Holz für Ruhe sorgt. Ragnar hat eine weitere Idee und beschwört mit einem der Ringe einen Luftdschinn, der in dem Raum alle Kerzen löschen soll, bis auf eine. Kaldrim spricht erneut mit seiner angstmachenden Stimme und erneut bricht Panik aus, als noch dazu ein Licht nach dem anderen erlischt. Ragnar schickt mit einem Zauber eine schwarze Wolke durch das Schlüsselloch, während Isonzo durch einen Illusionszauber noch rote Augen in der Wolke erscheinen lässt. Nun kracht es richtig. Drinnen ist Kampfeslärm zu vernehmen, bis nach gut zwanzig Minuten Ruhe einkehrt. Die Tür bleibt weiterhin verschlossen, doch Ragnar öffnet sie auf magische Weise.

Ein einziger Zwerg steht noch in er Mitte des Raumes. Blut tropft von seiner Axt und er sieht zerschunden aus. "Lasst mich gehen" Doch Kaldrim unterhält sich mit dem Zwerg erst einmal und verwirrt ihn umso mehr. Auch Isonzo macht ihm durch Illusionen nur noch mehr Angst und als wir ihn befragen, sagt er uns bereitwillig, was wir wissen wollen. Sie waren nur ein kleiner Spähtrupp, der einen Weg durch das Gebirge finden sollte, um ungesehen ins Mittelreich einfallen zu können. In etwa zwei Stunden sollten wir den Ausgang erreichen. Mehr weiß er nicht. Und trotz seines Flehens, darf ich ihn töten.

Wir laufen weiter nach Osten. In einem Gang erkennen wir plötzlich in unserem Fackelschein einen Schatten ein gutes Stück vor uns. Auf Rufen antwortet er nicht und Kaldrim geht auf ihn zu. Der Zwergenvampir ist nun erkennbar und sagt nur "Wo wollt ihr denn hin?", ehe er hämisch grinsend einen Hebel in der Wand betätigt, der eine dicke Stahltür hinter ihm herablässt. Er bricht mit Leichtigkeit den Hebel ab und zerstört dabei die komplette Mechanik. Dann lächelt er uns an und verschwindet als Schatten unter der Tür durch. Wir sind eingesperrt! Ragnar denkt nach. Keiner von uns will es mit der langen Dunkelheit des Königreichs, in dem ein Vampir haust, aufnehmen. Kurz vorm Ausgang. Ich erinnere Ragnar an die vielen magischen Möglichkeiten, die er schon zum besten gegeben hat. Mauern zu erschaffen, vielleicht Fels auch zu erweichen... es muss eine Möglichkeit geben. Ragnar hat eine bessere Idee. Er konzentriert sich und plözlich erhebt sich aus dem Boden eine Erzsäule, die das Tor mit anhebt und wir können hindurch. Grandios!

Wir gelangen in einen neuen Raum. Eine Tür, die nach Norden führt ist mit Steinbänken verbarrikadiert, an einer anderen Stelle führt eine Wendeltreppe nach unten. Die nördliche Tür ist sicher der Ausgang, man merkt einen leichten Lufthauch. Wir versuchen gemeinsam die Bänke zu verrücken, als der Vampir zurückkehrt und uns offen angreift. Er ist ein starker Gegner, doch man kann ihn verletzen, wenn man ihn denn trifft. Als er einige Male getroffen wird, verwandelt er sich in eine riesige Fledermaus. Nach langem hin und her, können wir ihn vertreiben und schaffen es die Bänke zu verrücken. Endlich der Ausgang! Wir eilen nach draußen und genießen die frische, jedoch kalte Nachtluft. Wir laufen noch ein kleines Stück weiter und Saari findet ein gutes Nachtlager.