Sonntag, 13. Dezember 2015

Das Totenheer

16. Rahja 1019 BF

Wir warten auf die Morgendämmerung und kundschaften im Frühnebel erneut das Lager von Weitem aus. Was wird heute morgen wohl ankommen? Was ist es, auf das das Heer ständig wartet?
Plötzlich erkennen wir in der Ferne eine dunkle Front. Sie kommt näher, doch kein einziger Laut ist zu hören. Kein Rüstungsklirren, keine marschierenden Schritte, kein Pferdeschnauben, keine Fackeln erhellen den Zug. Ab und an hört man ganz leise ein zartes Waffenklirren. Man erkennt kaum einzelne Gestalten. Als wir genauer hinstarren, gefriert mir fast das Blut in den Adern. Es ist ein Heer von Toten. Untote! Die meisten wirken, als seien sie erst vor kurzem verstorben. Plötzlich öffnet sich eine Gasse und eine Sänfte wird vor getragen. Lutisana kommt aus einem Zelt und reitet auf sie zu. Es sind sicherlich gut 100 bis 150 Untote, hauptsächlich wehrfähige Männer.

Als der Himmel sich öffnet und die Sonne zum Vorschein kommt, verbuddeln sich die Gestalten blitzschnell und es herrscht Ruhe. Deshalb muss das Heer immer warten. Die Toten können nur bei Nacht reisen und sie sind langsam.

Wir ziehen uns zurück und beratschlagen. Ich habe Sorge, dass diese grünäugigen Sucher uns verfolgen und somit den Weg nach Kurkum auskundschaften um zu berichten, doch wir haben keine Wahl. Wir müssen so schnell wie möglich zurückkehren. Kurkum hat keine zwei Wochen mehr bis dieses Heer über sie herfällt. Eilig machen wir uns auf den Weg zurück.