Mittwoch, 21. Oktober 2015

Der Krieg der Rondra-Kirche wird ausgerufen

20. Ingerimm 1019 BF


Als die Abendsonne die Burg in ein fast magisches Licht taucht, treffen sich alle im Tempel.
Uns werden in der ersten Reihe Ehrenplätze zuteil und Ardo erscheint in seiner Ordensrobe. Ein völlig anderes Bild als sonst. Frisch rasiert und gepflegt wirkt seine Ausstrahlung in dieser Tracht würdevoller denn je. Alles ist mit Fackeln erhellt und nach anfänglichem Getuschel breitet sich eine absolute Stille aus, als die Tempelvorsteherin Ogara die Klinge hervortritt. Soweit ich mich erinnern kann, hat sie einst an einem Donnersturmrennen teilgenommen. Es werden Lobpreisungen an die Leuin gesprochen und die angestimmten Choräle erklingen voller Inbrunst. Manch einem stehen dabei Tränen in den Augen.

Mit strammen Schritten löst sich das Schwert der Schwerter aus der Menge und tritt vor die Anwesenden. Granus Algoniar tritt hinter die Erhabene und setzt ihr den glänzenden Löwenhelm auf. Ogara die Klinge gesellt sich zur Linken Aylas und gürtet ihr den Schild des heiligen Hlûthar an den Arm. Hauka Wölfintochter, die Heermeisterin überreicht ihr kniend den mächtigen Zweihänder Armalion. Damit trägt Alya von Schattengrund nun die legendäre Dreifache Wehr, das traditionelle Kriegsornat des Schwerts der Schwerter.

Ehrfürchtig ziehen sich die Geweihten zurück, als Ayla das Wort an die Versammelten richtet. Sie hält eine würdevolle Rede, deren Inhalt zustimmendes Nicken aus der Menge folgt. Die Gesichter der Anwesenden werden grimmig entschlossen und Aylas Stimme wird lauter: "Das zermürbende Warten ist vorbei, Schwertbrüder und Schwertschwestern! Jetzt ist die Zeit gekommen, in der wir Antworten finden werden und endlich das tun, wonach sich unsere Herzen schon so lange sehnen: mit dem Schwert in der Rechten und Kameraden an unserer Seite und einem heiligen Choral auf den Lippen wider den Feind ziehen."
Vereinzelte Geweihte erheben sich und andere folgen ihnen.
Ayals Stimme erhebt sich noch weiter und dröhnen von den Wänden wider:
"Er kommt nicht nur mit weltlichen Heeren, sondern ist auch mit den Niederhöllen im Bunde. Sie haben Mendea genommen und Rulat verwüstet. Sie haben den Herzog von Tobrien erschlagen und unseren Tempel geschändet. Und sie werden mit ihrem Blut bezahlen. Sie werden unseren Zorn spüren, wenn unsere Klingen in ihre Herzen fahren, um ihnen Läuterung oder ewige Höllenqualen zu verschaffen. Aber auch wir werden in unserem Blut zusammen stehen und eins werden. Wir werden Schwert und Schild aller zwölfgöttlichen Lande sein und der Leuin Mut in unseren Herzen wird unser Schwert und Schild sein. Wir werden die Schrecken in ehrenhaftem Kampf zurück in die Niederhöllen jagen und uns an Rondras Tafel in Ruhm und Ehre wieder sehen!"

Ein vielstimmes Klirren erschallt, als sämtliche Geweihte ihre Schwerter aus den Scheiden ziehen und sie gen Alveran recken.

Ich starre auf die Figur von Kor, beeindruckt von ihren Worten, doch innerlich verbittert über die Engstirnigkeit es nur zu einer zwölfgöttlichen Sache zu machen. Es betrifft alle Völker Deres, egal an wen und ob sie glauben...Ehrenvoller Kampf... ich erinnere mich an Ardos Zurückweichen, als ich ihm gegen einen Gegner zur Seite stand... wie weit gehen Rondrageweihte in einer Schlacht wenn es um Ehre geht? Würden sie tatsächlich nur Mann gegen Mann kämpfen oder wie Ayla sagt Seite an Seite? Während ich durch diesen Götterdienst innerlich völlig aufgewühlt bin, da sich noch dazu ein Teil von mir auf eine blutige Schlacht freut, erklingt ein weiteres Schwertziehen.

Ayla reißt Armalion empor und schreit mit wuchtiger Stimme, die einem durch Mark und Bein dringt: "Achmad'ayan ankhrellah al'nurach Shaitanim" - und ich beginne zu verstehen "Ruf zum Bund wider die Mächte der Finsternis" - sie ruft den rondrianischen Kriegszustand aus !
Im nächsten Moment rollt ein mächtiges Donnergrollen über uns hinweg, ein greller Blitz erhellt den Nachthimmel und wirft ein blendendes Licht durch die hohen Fenster des Tempels der Kriegsgöttin. Für einen kurzen Moment verschmilzt Aylas Löwenhelm mit ihrem Kopf zu einem Löwenhaupt, dessen bedrohlich aufgerissener Rachen ein markerschütterndes Brüllen entfährt.


Der Götterdienst löst sich auf und es werden Kriegsvorbereitungen getroffen.
Wir warten darauf zu Ayla gerufen zu werden. In der Zwischenzeit klärt uns Ardo auf, was der Ruf zum Bund zu bedeuten hat.
Durch diese Liturgie werden alle Sennmeister informiert, die ihre Herolde unverzüglich mit den Sennenbannern nach Perricum schicken. Wenn alle Fahnen eingetroffen sind, werden sie im Fahnenheiligtum gegen die Kriegsstandarten ausgetauscht, die sofort wiederum zu ihren Sennen getragen werden. Somit sind sie ein sichtbares Zeichen, dass die Rondrakirche sich für einen Krieg rüstet. Die Tore der Tempel werden geschlossen und sind nicht mehr für jedermann zugänglich.
Sobald schließlich die Kriegsflagge auf der Löwenburg weht, herrscht das Kriegsrecht der Kirche und jeder Geweihte hat sich im nächstgelegenen Rondratempel einzufinden und Befehle abzuwarten.

Endlich werden wir zu Ayla gerufen, doch nur Granus empfängt uns. Wir berichten ihm von der Gefahr, die von Galotta ausgeht und werden gebeten Azaril unverzüglich zu folgen. Er kann uns noch mitteilen, dass der Avespass von einem Greif bewacht wird. Wir erhalten Begleitbriefe, die uns als Gesandten der Rondrakirche auszeichnen und so machen uns auf den Weg nach Norden.