Freitag, 17. Juli 2015

Seitenwechsel

15. Rahja 1009 BF

Oh Göttin Rondra warum lässt du mich noch immer nicht an deiner Tafel sitzen? Warum legst du mir solche Prüfungen auf und weidest dich an meinem Scheitern?

Ich öffne die Augen und sehe nur ein grünbedecktes Dach über mir. Laute Dschungelgeräusche dringen an mein Ohr und es riecht nach seltsamen Kräutern. Meine Glieder schmerzen, ich versuche mich umzuschauen. Ich erkenne, dass ich in einer kleinen Hütte liege, die aus Holz, Baumflechten und Blattwerk besteht. Meine Wunden sind mit Verbänden versorgt, die nach unbekannten Tinkturen riechen. Ich richte mich langsam auf, was sehr schmerzhaft, aber möglich ist. Ich sehe niemanden, aber rieche Qualm eines Feuers.

Ich schaffe es mit Mühen aufzustehen und an den Eingang zu laufen, der nur von einem großen Fell bedeckt ist und spähe hinaus. Ich sehe ein kleines Feuer um das wenige Männer und einige Frauen sitzen. Sie tragen ebenfalls viele Verbände und sehen aber nicht trauernd aus. Es ist wohl schon Abend.

Eine der Frauen hat eine Schüssel in der sie immer wieder Kräuter hineinrieseln lässt und sie danach mit etwas Flüssigkeit zerdrückt. Es sind Einheimische. Warum bin ich hier? Warum haben sie mich nicht getötet?

Ich schleiche zurück zu meinem Lager und lege mich wieder nieder, als eine Frau die Hütte betritt. Ich stelle mich schlafend, doch sie hebt einfach meinen Kopf und versucht mir ihre eklige Flüssigkeit wieder einzuflößen. Doch diesmal schlage ich ihr wie aus Reflex die Schüssel aus der Hand. Anstatt sie zu erzürnen, bleibt sie ganz ruhig und schaut mich mit großen braunen Augen an. Sie wartet bis mein zorniges Glühen in den Augen nachlässt und fängt an zu reden. Sie hat einen seltsamen nuschelnden Dialekt, spricht aber Garethi.

Sie erzählt mir was geschehen ist. Ich muss mich mitten im Kampf, als dieser sich gerade gegen die Maraskaner entschied, auf ihre Seite gestellt haben. Ich erinnerte mich. Ich sah mich am Boden sitzen, Hassans blutüberströmten Körper auf meinem Schoss und sah mit an wie unsere Söldner sich an den Frauen und Kindern vergangen und abgrundtiefer Hass erfüllte mich. Ich sprang auf und schlug wie wild auf die Söldner ein. Ich habe solange Mittelreicher bekämpft, bis ich schon stark zerschunden einen heftigen Schlag von hinten bekam und ohnmächtig zu Boden fiel. Unser Trupp wurde komplett getötet, ihre Spuren hierher verwischt und ihre Leichen fortgeschafft. Doch mich versuchte man zu retten, da ich in meinem Kampfrausch viel zu ihrem Sieg beigetragen hatte und einige verdanken mir durch meinen Blutrausch ihr Leben. Da ich stark nach Alkohol roch haben sie mir eine entgiftende Tinktur verabreicht, die zum einen dazu dient meinen Körper zu beruhigen, zum anderen ihn zu entgiften. Ich hatte nun schon fünf Tage hier verbracht und bald würde es mir besser gehen.

Ich war verwirrt, bat sie dann aber um Verzeihung und bedankte mich für ihre Fürsorge. Ich sagte ihr meinen Namen, fragte nach Hassan und sie stellte sich als Alryscha vor und endete ihren Bericht, dass alle Mittelreicher getötet und ihre Leichen in den Urwald gebracht wurden.