Montag, 20. Juli 2015

Die Verfolgung

25./26. Travia 1019 BF

Es wird nebliger. Wir haben unsere Gefährten eingeholt, die eine Kutsche verfolgen, die wohl Richtung Tal der Kaiser eilt. Ich erkenne Isonzo auf dem Trittbrett, doch als er anfängt bei voller Fahrt aufs Dach klettern zu wollen, rutscht er ab. Er verfängt sich zum Glück noch und wird ein Stück mitgeschleift, doch gelingt es ihm sich wieder hoch zu ziehen. Die Sicht wird immer schlechter und die Kutsche seltsamer Weise immer schneller und unser Abstand vergrößert sich zusehendst.
Wir haben die Kutsche verloren, doch sind wir sicher, dass sie ins Tal der Kaiser abgebogen ist und folgen dem Weg.
Wir erreichen einen großen Talkessel, an dessen Steilwänden viele Grüfte hinter beeindruckenden Torbögen eingelassen sind. Es herrscht Boronsstille und als wir die Kutsche erreichen, sind weder Isonzo noch die Mörder von Gorbas zu sehen oder zu hören. Kaldrim fragt nach ob es hier auch Ghule gibt, doch denke ich an so einem heiligen Ort, wo Könige und Kaiser bestattet sind, werden solch Unwesen nicht vorhanden sein.

Wir lassen die Pferde zurück und gehen den Weg entlang. Wir können ein leichtes Leuchten an einem Grabstein erkennen und tatsächlich schimmert er leicht golden. In der Ferne ein weiteres Leuchten. Isonzo scheint uns eine Spur gelegt zu haben, nicht schlecht der Mann. Bald treffen wir auf ihn und er berichtet, dass die Gesuchten weiter gegangen sind und er sie ebenfalls verloren hat. Wir gelangen an ein großes Nasuleum mit dem Almadanischen Königswappen und schauen uns um. Doch außer der großen Reiterstatue eines Almadanischen Königs ist nichts zu entdecken. Dschafar verlässt kurzum das Grab wieder und da nur er mit seinem Stab Licht hat, stehen wir im Dunkeln. Die meisten von uns sind ihm gefolgt, doch Kaldrim stürzt in der Dunkelheit und fängt an zu schreien. Ich hole meine Laterne raus und entzünde sie ebenfalls, doch Isonzo kommt mir zuvor und mit ein paar funkelnden Lichtern weist er Kaldrim den Weg nach draußen. Unterdessen sehen wir drei Gestalten umherhuschen, doch diese stellen sich nur als drei Jungen vom Dorf heraus, die eine Mutprobe bestehen wollen.

Wir gehen bedächtig weiter und gelangen an ein riesiges Portal, es ist deutlich prachtvoller und als wir das Nasuleum betreten, erkennen wir, dass dies hier das Grab von Kaiser Hal sein wird. Eine große Hal-Statue ziert die Halle und die Nebenräume sind zum Bestatten gerichtet. Alles ist in weiß gehalten mit edelsten Edelsteinen. Das prachtvolle Grab erinnert an unseres, doch anstatt in dunklem Basalt gehalten, ist hier alles strahlend weiß. Die Erkenntnis, dass wir ein ebenso prachtvolles Grab erhalten wie die Könige und Kaiser alter Zeiten, erfüllt mich mit Ehrfurcht.
Dennoch ist auch hier keine Spur zu entdecken.

Das nächste Nasuleum ist weit weniger prachtvoll und gehört Perval, dem Grausamen. Seine Grabkammer gleicht einer Waffenkammer. Die Wände sind voll von uralten Waffen, meist Nahkampfwaffen, doch hauptsächlich Infanterie mit Piken und Hellebarden und neugierig schauen wir uns um. Als wir die Grabstätte wieder verlassen ist Isonzo verschwunden. Plötzlich hören wir unsere Pferde wiehern und eilen zurück zur Kutsche, doch sie stehen friedlich grasend in der Nähe der Kutsche und uns wird bewusst, dass man uns getäuscht hat. Kaldrim fehlt nun ebenfalls und mir machen uns auf die Suche nach den beiden.

Durch ein kleineres Portal gelangen wir in eine Gruft, die aussieht wie eine Weinschänke, überall sind Weinranken an den Wänden und auch Tresen, Tische und Bänke sind vorhanden, doch alles ist aus Stein. Ragnar geht in einen Nebenraum und plötzlich hören wir ein Knirschen und der Durchgang durch den er verschwand ist von einer Steinwand verschlossen. Nach einigem hin und her können wir ihn wieder befreien. War wohl eine der berüchtigten Grabfallen. Dennoch sind wir keinen Schritt weiter.

Als wir das Grab verlassen, hören wir Kaldrims Falken und er fliegt direkt zu Ragnar und weist uns den Weg. Kluger Kaldrim! Wir folgen dem Vogel und erreichen eine weitere Grabstätte, in der es lila schimmert. Als wir in die Halle treten, erkennen wir eine sicherlich vier Schritt große Kugel. Darin erkennen wir Isonzo und Kaldrim gefesselt am Boden liegend. Um sie herum stehen einige Gestalten. Doch sie beginnen sich schon zu entfernen. Wenn wir die beiden retten wollen, dann müssen wir hinterher. Doch wenn es wieder eine dieser Limbusreisen ist, weiß man nicht ob man dort heraus kommt, wo man denkt. Ich halte kurz inne und denke nach. Yamira, reiß dich zusammen, du hast schon zuviel erlebt, als dass du davor nun kneifst. Feenwelten, Tore zu anderen Orten und Zeiten. Die Götter sind mit uns. Wir sind schon durch ganz andere Portale gegangen. Das Bild entfernt sich immer weiter und auch der Sog, der uns dort hineinziehen will wird stärker. Ich schließe die Augen und gebe dem Sog nach. Mutig schreite ich auf die Kugel zu, ich spüre einen Schmerz und verliere das Bewusstsein.