Montag, 20. Juli 2015

Das Training

28. Travia 1019 BF

Am nächsten Morgen weckt uns Magistra Adaque und es kommt uns viel zu früh vor. Tatsächlich ist es noch vor Sonnenaufgang und sie begleitet uns zum Frühstück. Ein kleiner Funkeldrache ist an ihrer Seite. Sein Name ist Ferugian und er ist scheinbar ziemlich wild auf Kekse. Kaldrim ist fasziniert von dem kleinen Tierchen. Adaque bittet uns gut zu frühstücken, da die Übungen recht hart sind und nach dem Essen führt sie uns in einen Turm und verabschiedet sich noch vor der Tür.

Ich öffne die Tür und ein kreisrunder Raum mit allerlei Übungsgeräten erwartet uns. Seile hängen von der Decke, Bohlen und Gerüste sind kreuz und quer im Raum verteilt, Matten liegen auf dem Boden und Übungspuppen stehen an den Wänden. Der ganze Raum wirkt wie ein riesiger Parcours. Ich nehme einen Geruch wahr, den ich in Punin das erste Mal gerochen habe. Er ist hinter mir und ich wende mich schnell um. Doch immer noch zu langsam, denn schon spüre ich eine Klinge an meiner Kehle und eine angenehme Stimme raunt mir ins Ohr "Schnell, aber immer noch zu langsam." Es stellt sich heraus, dass ich ihn tatsächlich schon in Punin fast entdeckt hätte durch meinen außerordentlichen Geruchssinn, der mir selbst neu erscheint. Ich werde vermehrt darauf achten, was ich mit meiner neuen Fähigkeit anstellen kann.

Er stellt sich als Tirato vor und zeigt auf eine kleine Glocke an der Decke, die fast am anderen Ende des Raums hängt und fordert Isonzo auf die Glocke zu läuten. Isonzo macht sich auf den Weg nach oben zu klettern, doch kaum ist er unterwegs, jagt er Hurdo hinterher ihn abzufangen. Kaldrim fordert er auf mit Wurfmessern die Glocke zu treffen, während ich mich ebenfalls auf den Weg machen soll diese zum erklingen zu bringen. Dschafar und Ragnar ebenso, doch sie wollen ihre Magie dazu nutzen. Da ich schlecht einarmig an Seilen klettern kann, versuche ich mir einen Weg zu suchen, der über Rampen nach oben führt. Nach mühevollen Versuchen, die Glocke zu erreichen, hören wir sie plötzlich läuten und sehen Tirato auf einem Podest hoch oben. Wie hat er das nur gemacht?

Wir schauen erstaunt zu wie er geschickt von einem Platz zum anderen schwingt und springt, sich seine Umgebung zu nutze macht und am Ende einen Stamm herunter rutscht, ehe er mich unsanft mit einem Beinschwinger von den Füssen holt. Er hilft mir auf und erklärt uns die Prinzipien des Hruruzat. Ich bin sofort Feuer und Flamme, da diese Techniken von Waffen unabhängig sind und viel mit Beinarbeit zu tun haben. Ragnar und Dschafar führt er in ein Labor um sich mit Giften und Gegengiften zu befassen, während wir weiter üben. Die anderen scheinen nicht sehr begeistert von dieser Art des Kampfes zu sein.
Die Mittagshitze ist ziemlich drückend und uns fließt der Schweiß in Strömen. Am Nachmittag tauschen Ragnar und Isonzo und Isonzo ist beeindruckt von dem Labor, was eigentlich nur eine einfache kleine Giftküche ist. Das eigentliche Labor der Akademie ist viel größer.

Als Adarke uns am späten Nachmittag abholt, bringt sie uns zuerst in unseren Schlafsaal zurück, da unsere Sachen eingetroffen sind und verlässt uns wieder. Plötzlich kommt Tziktzal in den Raum und hinter ihr steht eine große Truhe. Sie begrüßt mich erneut auf Achaz als "den Zermalmer", was mir wieder einen seltsamen Schauer über den Rücken laufen lässt und sie berichtet, dass unser Hab und Gut eingetroffen ist. Die Truhe erhebt sich plötzlich und läuft auf vier kleinen stämmigen Füßen in den Raum hinein und öffnet ihren Deckel. Erstaunt betrachten wir unsere Dinge und nehmen sie uns vorsichtig heraus. Auf die Frage Kaldrims hin, übersetze ich Tziktzal, die auch nur Achaz versteht, und sie gibt mir die Auskunft, dass die Truhe ein Artefakt der hiesigen Akademie ist. Nachdem wir unsere Dinge nun wieder haben, verlässt sie uns mit der Truhe wieder und wir begeben uns erschöpft ins Kaladrium.

Das wohltuende Dampfbad wirkt Wunder und während ich spüre wie die Wärme meine Muskeln entspannt, nicke ich kurz weg und vor mir sehe ich einen dunklen Strudel, eine tiefe Schwärze, einen Mahlstrom von Vernichtung und Zerstörung, doch ehe ich mehr erkenne oder mir Gedanken dazu machen kann, komme ich wieder zu mir und stelle verwirrt fest, dass ich immer noch im wohltuenden Bad ruhe und versuche mir nicht all zu viele Gedanken darüber zu machen, sondern mich auf das hier und jetzt zu konzentrieren.

Das Abendessen ist wie immer üppig und ausgelassen, doch in Anbetracht des harten Trainingstages, gehe ich früh zu Bett.