Freitag, 17. Juli 2015

Braunenklamm

26. Ingerimm 1015 BF

Nach dem Frühstück reiten wir weiter und kommen nach Elderwald, wo wir eine kurze Rast einlegen damit Mutter Linai kurz den Traviatempel besuchen kann.

Gegen Mittag verändert sich die Umgebung. Die Wiesen und Felder weichen Krüppelkiefern und felsigem Untergrund und vor uns eröffnet sich eine tiefe Klamm durch die die Braunwasser strömt. Je tiefer wir in die Klamm kommen, desto feuchter wird die Umgebung und wir steigen ab um mit den Pferden nicht ins Schlittern zu geraten. Schroffe, dunkle Felswände umgeben uns. Der Weg wird immer enger und der feuchte Sprühnebel des Flusses schwebt in der Luft. Moos wuchert auf den Wänden und das Sonnenlicht trifft nur spärlich bis auf den Boden. Die Braunwasser rauscht ohrenbetäubend durch die Klamm und der Abgrund wird immer tiefer rechts des Weges. Wir kommen an einem Altarstein vorbei, der uns Auskunft gibt über einen Hinterhalt in den der damaligen Theaterorden von Arivor geriet und viele ihren Tod fanden. Während ich noch denke, dass hier wirklich ein guter Platz für einen Hinterhalt ist, kommt uns ein Esels-Karren entgegen. Ich werde sofort unruhig, ob hier auch ein Hinterhalt auf uns lauert, doch der Karren gehört offensichtlich nur einem Händler. Allerdings ist der Weg zu eng für uns alle und trotz der Möglichkeit umzukehren um dem Wagen Platz zu machen, entscheiden wir, uns an die Kante des Abgrunds zu stellen mit unseren Pferden. Ich halte das für Wahnsinn, aber ich füge mich stillschweigend. Nur Mut, rede ich mir ein und streichel beruhigend Sorayas Hals, die immer unruhiger wird. Der Wagen ist noch nicht ganz an uns vorbei, als sie zu tänzeln beginnt und fast ins Rutschen gerät, doch ich rede weiter auf sie ein und sie kann sich abfangen. Ich krieg kaum noch Luft um lauter Angst um sie, doch ich lasse mir nichts anmerken. Wir haben es geschafft!

Nach einiger Zeit erreichen wir einen kleinen Talkessel in dem ein kleiner Ort mitten in der Klamm eingelassen ist. Hütten erheben sich an den Felswänden, alles ist durch Stege und Brücken verbunden und am Fluss steht eine Mühle, die derzeit jedoch stillsteht. Als wir näher kommen, tritt gerade ein Zwerg aus der Mühlentür und schimpft wütend vor sich hin, weil ihm keiner hilft. Kaldrim begrüßt ihn gleich eifrig und bietet ihm unsere Hilfe an. Es stellt sich heraus, dass das Mühlrad unter Wasser verklemmt ist, doch keiner kann tauchen.
Ragnar stellt sich zur Verfügung und nachdem wir ihn mit einem Seil gesichert haben, taucht er in die Tiefen unter das Mühlrad. Plötzlich ruckt das Seil und wir ziehen ihn schnell zurück. Aus den Augenwinkel sehen wir im Fluss etwas davon schwimmen. Als Ragnar hoch kommt keucht er nur, dass er unter Wasser angegriffen wurde und Kaldrim und Ardo eilen dem schwimmenden Etwas hinterher, während ich bei Ragnar bleibe bis er wieder auf die Beine kommt. Würgemale zeichnen sich langsam auf seinem Hals ab, die jeglichen Zweifel verwerfen.
Wir folgen unseren Gefährten, die einen Leichnam aus dem Wasser geborgen haben. Wir erkennen mit Schaudern, dass es einer der KGIA-Söldner ist, der uns damals zu von Wiedebrück brachte. Ein Loch klafft in seiner Stirn, tödliche Brandmale zieren seinen Hals und er wurde mit etlichen Schwert und Axthieben zermartert. Erschreckenderweise muss das schon ein paar Tage zurückliegen und Ragnar wird ungläubig angestarrt, in Anbetracht seiner Aussage. Doch seine Würgemale sind deutlich zu erkennen, ebenso sah er unter Wasser etwas Glänzendes auf seiner Stirn statt des klaffenden Loches. Der hiesige Geweihte möchte den Toten angemessen beerdigen, doch Ragnar fordert ihn zu verbrennen. Da ihm immer noch keiner recht Glauben schenken mag, handelt er kurzerhand und ehe man den Leichnam fortschaffen kann, verbrennt Ragnar ihn kurzerhand mit einem Zauberspruch fast zur Gänze. Ragnar scheint etwas befriedigt und ich denke mir meinen Teil, dass ich diesen Hünen auch nicht gerne zum Feind hätte. So aufgebracht voller Hass habe ich ihn noch nie erlebt.

Nach dem Begräbnis hält Ardo am Rondraschrein noch eine Abendandacht und danach begeben wir uns zum Gasthaus an dem ein Schild hängt, das verkündet, dass Celindian Hal vor vier Jahren hier geboren wurde, seitdem nennt es sich Herzogsruh und es ist ein wirklich angenehmes Haus.
Bei den Gesprächen mit dem Zwerg, der uns dankbar für die Hilfe an der Mühle einlädt, erfahren wir, dass Terkol von Buchenbruch, der Räuberhauptmann, hier in der Klamm keinen Ärger macht und vom schwarzen Schrecken hat er nur wenig mitbekommen, nur dass ab und an Leute verschwinden, aber mehr nicht. Ardo hält die Nacht über Wache, ihn lässt das Geschehene wohl auch keine Ruhe.