Montag, 20. Juli 2015

Aufbruch aus der Mine

25. Praios 1019 BF

Nachdem wir gegessen haben, erhebt sich Ardo plötzlich, mit dem Wunsch die Toten borongefällig zu bestatten. Ich folge ihm noch kurz, doch im Hof bleibe ich stehen, starre ihm noch kurz hinterher, als mich ein Schauer des Ekels übermannt und ich wende mich ab. Der Gedanke an den Gestank und die widerlichen Verwesungszustände der Toten, bringen nur noch den Wunsch nach Reinigung in mir hervor. Ich wende mich der Schmiede zu, da man von dort ein Rauschen hört und mache mich auf die Suche nach fließendem Wasser. Ich sehe noch wie Ardo mit verbundenem Gesicht in das Schlafgemach tritt und Kaldrim ihm folgt, ehe ich in der Schmiede verschwinde. Doch ich finde lediglich einen Abfluss der zum Fluß führt (daher auch das Rauschen) und eine Wasserpumpe, suche mir einen großen Eimer und fülle ihn mit frischem Wasser, ehe ich mich vollständig entkleide und mich anfange zu waschen. All den Dreck des Dschungels, den Gestank der Verwesung, den Staub und Dreck der Mine, selbst meine Gedanken versuche ich mir abzuschrubben. Ich denke an den scheußlichen Haufen der Soldaten, die hier ihr auf solch unnatürliche Weise ihr Leben ließen, ich denke an die furchtbaren Geräusche in der Mine, während ich untätig oben warten musste, was wäre nur geschehen, wenn sie nicht wieder hinauf gekommen wären. Gedankenverloren kippe ich den Rest des Wassers über mich und meine Schwäche übermannt mich wieder. Ich sinke in die Knie und kann meine Tränen nicht zurückhalten. Solch Wahnsinn! Wie kann man nur so blind ins Verderben rennen. Wie viel Gottvertrauen muss man haben, um sich solch irrsinnigen Gefahren einfach zu stellen. Eines Tages wird so etwas schief gehen und was dann ?! Wie sollen wir es nur schaffen uns IHM zu stellen, wenn einer von uns nicht mehr ist?
Plötzlich höre ich hinter mir ein leises "Bei Peraine", greife zu meiner Waffe und springe auf. Doch es ist nur Isonzo, dem die Situation wohl extrem peinlich zu sein scheint. Ich lasse den Khunchomer wieder sinken und amüsiere mich schon fast über seine Scham. Es stört mich nicht, dass er mich entkleidet sieht, aber es stört mich, dass er mich weinen gesehen hat. Ich kleide mich wieder an und bitte ihn über meinen Gefühlsausbruch Stillschweigen zu bewahren, denn was die anderen über meine Schwäche denken, weiß ich ja bereits. Ich zeige ihm das Werkzeug und ziehe mich in eine Ecke zurück um für mich zu sein und zu schreiben.

Ehe er sich mit dem Werkzeug davon macht, erschallt von draußen ein tosender Ruf, wie ich ihn nur von Kaldrim kenne. Ich verstehe die Worte nicht, außer das letzte. Er schreit doch tatsächlich laut und donnernd SEINEN Namen durchs Gebirge. Erschreckt lässt Isonzo die Werkzeuge fallen und ich packe meine Sachen und gehe nach draußen, den Khunchomer schon gezückt und fordere Isonzo auf mir zu folgen.

Ardo und Kaldrim stehen vor der Hütte, die lichterloh brennt. Als ich realisiere, dass keine Gefahr droht, stecke ich meinen Säbel weg und stutze Kaldrim zurecht, warum er hier so rumbrüllt. Doch er entgegnet nur, dass man ohnehin sicherlich weiß, dass wir hier sind. Sie zündeten die Hütte an, weil eine Maraske die Toten für sich forderte. Isonzo fragt, wer denn derjenige sei, über den wir ständig reden und Ardo klärt ihn über SEINE Rückkehr auf. Isonzo wirkt daraufhin ein wenig blasser und verwirrt, doch fragt er nicht weiter. Kurz darauf kommt Ragnar hinzu und will ebenfalls von hier verschwinden. Dabei dachte ich wir bleiben die Nacht über hier. Doch nach reifer Überlegung, dass man die Rauchsäule sicherlich meilenweit sieht und wir hier in der Mine taktisch gesehen in einer Falle sitzen, teile ich die Männer ein, damit wir uns zum Aufbruch bereit zu machen. Ardo und Kaldrim kümmern sich um ihre Rüstungen, während Ragnar die Wasserschläuche füllt. Isonzo und ich kümmern uns um den Proviant, der gut und gerne sicherlich für einen Monat reicht. Erstaunlicherweise gelingt mir das Befehligen mit solch einem Selbstbewusstsein, dass ich selten von mir kenne. Nach kurzer Zeit sind wir bereit und machen uns auf den Weg tiefer ins Gebirge, ein paar rauchende Hütten hinter uns lassend, die Ardo, um der Seelen Willen, ebenso noch angezündet hat.