Donnerstag, 16. Juli 2015

Aranien

6. Rondra 1009 BF

Aranien - ich fühle meine Lebensgeister in mir erwachen. Wir haben Hochsommer und die trockene Hitze bringt die unzähligen goldenen Weizenfelder zum Flimmern. Es duftet nach Yasmin und unzähligen Blumen und Kräutern. Wir marschieren bis Baburin. Vor der Stadt ist ein Heerlager, dass mich an alte Zeiten erinnert, als ich selbst noch Soldatin war. Man sieht viele schwer bewaffnete Frauen und edle Pferde Araniens. Als wir ans Stadttor kommen lassen uns die Stadtwachen ungehindert durch und wir suchen uns ein Gasthaus. Ich verabschiede mich für ein paar Stunden von meinen Gefährten.

Heimat! Auch wenn ich nicht nach Zorgen komme und auch derzeit nicht will, denn ich bin immernoch eine Verurteilte des Landes, so fühle ich mich doch wie zu Hause. Die Stadt ist voller Leben. Ich suche einen Händler auf und kleide mich in angemessene Kleidung neu ein. Endlich werde ich dieses barbarische Lederzeug los. Benayman Radulf von Runderock heisst der gute Mann, der mir alle meine Wünsche erfüllt. Bei einer schönen Tasse Apfeltee kommen wir ins Plaudern und ich komme mit allerhand Dingen aus dem Laden. Ich suche noch ein Badehaus auf und genehmige mir ein herrlich duftendes Bad. Danach mache ich mich zurecht, dass ich mir fast sicher bin, dass mich niemand aus dem Mittelreich je wieder erkenne würde. Ich trage wieder eine Tuchrüstung. Ein neuer Khunchomer hängt an meinem Gürtel. Jegliche Körperbehaarung bis aufs Haupthaar ist entfernt und meine schwarzen Haare glänzen wieder, befreit von dem Strassendreck der letzten Wochen. In meinem Tuchbeutel findet sich noch normale Kleidung für besondere Anlässe und allerlei Nützliches für die Reise. Ich schlender noch durch die belebten Gassen und man begegnet mir wieder mit Respekt und Wohlwollen. Ich kaufe mir noch süsse Früchte und etwas Schmuck, 2 goldene Armreifen und 2 grosse glänzende Ohrringe baumeln an mir und ich fühle mich wie ein neuer Mensch. Ich fühle mich so glücklich wie seit ewigen Zeiten nicht mehr. Es ist nun fast zwei Götterläufe her, dass meine Mutter starb. Eine tiefe Traurigkeit erfasst mein Herz. Doch das unbeschwerte Leben in den Gassen und das Lachen einiger Kinder schieben die Traurigkeit schnell weg und ich muss lächeln. Das Leben geht weiter und ich habe noch ein paar Dinge zu erledigen bevor ich an Rondras Tafel Platz nehmen darf und ich eile zurück ins Gasthaus.

Meine Gefährten erkennen mich kaum wieder und ich bringe sie zu Radulf, damit sie sich ebenso mit Kleidung ausrüsten können, die in dieser Gegend nicht so auffällt und ihnen die Hitze erträglicher macht. Ich erkläre meinen Begleitern, dass ich mich aus persönlichen Gründen evtl. auch mal unter einem anderen Namen vorstellen werde. Zum Glück hinterfragt das keiner der beiden, sondern lassen meine Sorgen auch meine Sorgen sein.

Morgen reisen wir nach Khunchom weiter.