Montag, 20. Juli 2015

Von Angesicht zu Angesicht

27. Rondra 1019 BF

Am Morgen des 27. Rondra machen wir uns gut gerüstet auf den Weg zum Palast. Es ist fast ein Schreiten und manch einer schaut uns verwundert nach. Isonzo und Hurdo, die ja nicht gesucht werden, folgen uns eher unauffällig als Rückendeckung. Unser Auftreten bleibt nicht unbemerkt und es sammeln sich immer mehr Stadtgardisten in unserer Nähe.

Wir gelangen ans erste Tor, das zum Palast führt, bewacht von grimmigen Drachengardisten und uns kommt bereits ein besonders stattlicher Drachengardist entgegen, stellt sich als Toran Eisenhelm vor und fragt nach unserem Begehr. Ardo zeigt ihm den Brief von Delian und entschuldigt sich für die Verspätung unseres Eintreffens. Ein Lächeln huscht mir übers Gesicht über solch Dreistigkeit und gespannt warte ich ab. Toran entschuldigt sich und begibt sich zum Palast. Eine Viertelstunde später kommt er uns holen, da Delian uns tatsächlich sehen will. Innerlich frohlockend über unseren ersten Schritt weiter, folge ich Toran und wir kommen in einen Palast aus purem Luxus. In der Empfangshalle liegt ein riesiger blutroter Teppich und als ich mich umschaue, fällt mir ein leichter rötlicher Schimmer um Ragnars Augenklappe auf, doch ich sage nichts.

Wir werden in einen Audienzsaal gebracht und verwundert starren wir auf Fürst Herdin auf seinem Thron, doch plötzlich kichert er uns völlig wirr an, offensichtlich nicht mehr Herr seiner selbst. Das erklärt einiges. Am Fenster zum Meer steht Delian von Wiedbrück, gekleidet in einem schwarzen Waffenrock, mit roter Schärpe, mit dem Rücken zu uns gewandt und zielgerichtet starre ich auf seine im Rücken verschränkten Hände und zähle sechs Finger. Wir hatten Recht! Erschrocken von dem Gedanken hier vor IHM zu stehen, warte ich gebannt ab was passiert. Meine Gefährten beginnen das Gespräch und ER, offensichtlich NICHT Delian, fängt an mit uns zu spielen. ER streift Delians KGIA-Siegelring ab und zerdrückt ihn mit bloßen Fingern. Wir würden noch immer nicht begreifen und er macht uns ein Angebot, dass wir uns einfach zurückziehen sollen und uns nicht weiter einmischen und dafür am Leben bleiben würden, anderenfalls würden wir dafür bezahlen.

Nachdem Ardo das Angebot deutlich ablehnt, dreht ER sich zu uns und plötzlich reißt die Gestalt von Delian förmlich auf und sein Aussehen fällt wie eine Hülle zu Boden. Vor uns steht ein weißhaariger Mann mit rot-schwarzem Gewandt. ER spricht einen Zauber, rammt dabei seinen Zauberstab in den Boden und ein Beben durchdringt die Erde und wirft ganze Bodenwellen, so dass es uns umreißt. Schnell erheben wir uns wieder und vor uns öffnet sich ein Portal aus dem zwei Shruufs herauskommen. ER wendet sich wieder ab und starrt aus dem Fenster. Ardo betet kurz zu seiner Herrin und stürzt beherzt auf einen der beiden zu. Während Kaldrim und ich uns auf den zweiten stürzen. Noch während ich auf den Shruuf einschlage, überkommt mich eine Aufwallung kalter Wut. Mein Blick wird schneller, fast instinktiv. Ich fühle mich stark und mächtig und ich spüre wie sich an manchen Hautstellen Schuppen bilden. Ich dresche so stark auf den Dämon ein, dass ich sogar zweimal ins Straucheln gerate und vorbeischlage. DAS ist es. Bei den Göttern, was geschieht mit mir. Ich habe nur noch den Wunsch zu töten um den Sieg davon zu tragen, koste es was es wolle.

Aus den Augenwinkeln sehe ich Ragnar. Er hat scheinbar Schmerzen und sein Auge leuchtet hell, doch begibt er sich trotzdem in Richtung des Stabes. Ardo hat den Dämon schnell besiegt, doch es taucht sofort ein dritter aus dem Portal auf. Ragnar beeilt sich zum Stab zu kommen, doch ein Schlag auf denselben widersteht dem Angriff und wirft Ragnar zurück. Plötzlich schießt ein gleißend roter Strahl aus Ragnars Auge direkt auf IHN zu und bringt dadurch den Stab zum umstürzen. Die Shruufs besiegen wir, ohne dass ein neuer hervortritt und ER scheint beeindruckt. Mit einem „Interessant! Wir werden uns wiedersehen!“ verabschiedet er sich von uns, teleportiert seinen Stab zu sich und verschwindet einfach.

In diesem Moment wird die Tür aufgebrochen und die Drachengarde stürzt herein. Delians Körperhülle liegt noch immer auf dem Boden. Ardo steckt noch schnell den verbogenen Ring der KGIA ein, ehe wir alle verhaftet werden. Man wirft uns in den Kerker, doch wenigstens werden wir gut versorgt.