Sonntag, 19. Juli 2015

Neue Erkenntnisse

5. Boron 1016 BF

Kaum, dass ich erwache, vom fürchterlichen Lärm einiger Fanfaren, die zum Morgenappell rufen, fliegen Scherben um mich herum und ich werde nass gespritzt. Ein Blick in Ragnars Richtung genügt, um ihm wieder die Hölle heiß zu machen, weil der Idiot aus morgendlichem Frust die Waschschüssel durchs Zimmer gepfeffert hat. Ich zeter noch ein wenig mit ihm rum und verlasse dann beleidigt das Zimmer um zur Morgenandacht zu gehen. Nach dem Frühstück macht sich Ardo auf den Weg in die Archive und Ragnar und ich gehen zu Kaldrim ins Gasthaus. Ein Gespräch über das Feudalsystem der Brillantzwerge von Shatodor entwickelt sich zu einer scharfen Diskussion, in der Ragnar sogar Kaldrim gegenüber handgreiflich wird und ihm gehörig eine schmiert. Der Zwerg stellt sich doch tatsächlich über die Menschen, die als Bauern für die Zwerge arbeiten, angeblich keine Sklaverei und alles freiwillig, aber trotzdem stellt er sich als Zwerg über die Menschen, doch nach einiger Zeit wird deutlich, dass es hier nicht um den Rassenkonflikt an sich geht, sondern einfach nur um die Gesellschaftsstruktur der Brillantzwerge, in denen sie eben über den Bauern stehen, wie fast in jedem anderen Landstrich auch. Doch die Aussage, die er von sich gab, dass sie als Zwerge über den Menschen stehen, brachte das Fass zum überlaufen. Im Grunde genommen keine sinnvolle Diskussion, eher ein Missverständnis, aber immerhin füllte sie unseren gesamten Vormittag aus.
Nach dem Mittagessen verbringen wir weiterhin die Zeit gemeinsam im Gasthaus. Kaldrim hat sich am Vorabend ein wenig umgehört, was unsere Nachforschungen angehen, aber keine Neuigkeiten erfahren. Ragnar und ich kehren zur Abendandacht wieder auf die Burg zurück und treffen beim Abendmahl auf Ardo, der ein paar Dinge erfahren hat, die es gilt gemeinsam zu besprechen. So machen wir uns wieder auf den Weg zu Kaldrim und bereden unser weiteres Vorgehen. Ardo erzählt uns mit was wir es zu tun haben. Diese Unwesen sind tatsächlich Vampire und leben von der Lebenskraft der Lebenden, sei es durch das Aussaugen von Blut oder direkt mental wie bei Kaldrim. Die Vampire sind mehrfach von den Göttern verflucht. Zum einen natürlich von Praios, als Herr der Zwölfe, zum zweiten von dem Gott, an den sie zu Lebzeiten am meisten geglaubt haben und zum dritten von dem, in dessen Mond sie zum Vampir wurden. Ein paar Tagesreisen von hier scheint auch ein Verfluchter gelebt zu haben, allerdings liegt das schon über 700 Götterläufe zurück. Doch alle Fragen, die wir zu dieser Person den Einheimischen hier stellen, werden ängstlich, ja schon fast panisch von den Leuten abgewimmelt. Auch dort verschwanden in den letzten Jahrhunderten Menschen, doch derzeit ist nichts aktuelles bekannt. Nach langer Diskussion einigen wir uns auf die Rückreise nach Baliho und den Aufbruch im Morgengrauen. Draußen wird es immer kälter und kälter, wahrlich unnatürlich kalt zu dieser Jahreszeit und der eisige Wind schneidet in mein Gesicht während wir zurück zur Burg laufen. In dieser Nacht überlässt Ragnar mir das Bett und ich nehme dankend an.