Sonntag, 19. Juli 2015

Nachforschungen

7. Rondra 1017 BF

Als ich nach meiner Nachtwache Ragnar wecke, ist er ein wenig verwirrt, da er einen Traum hatte, in dem er sehr mächtig war und ein Gebäude zwischen zwei Fingern zerdrückte mitsamt den winzigen Menschen darin bis das Blut heraus floss. Doch er steht auf und hält seine Hundswache, während ich mich wieder hinlege.

Nach dem Frühstück kommt Hüter Emmeran eilig auf uns zu und führt uns zu den Kleintierställen. Aufgelöst steht Larissa, die Novizin, da und weint herzerweichend. Kaldrim nimmt sich ihrer sofort an und sie weint sich an seiner Schulter aus, was wirklich komisch aussieht. Sämtliche Hühner liegen tot im Stall und sie habe sie vor kurzem erst gefüttert. Als sie wiederkam, lagen sie alle tot am Boden. Wir finden keinerlei Blutspuren. Kaldrim übergibt Larissa an Ragnar und bittet mich ihm zu folgen. Wir schneiden eines der Hühner auf, um zu sehen ob es von innen heraus irgendwie verdorrt aussieht, als wenn ihm das Leben ausgesaugt wurde, doch es sieht ganz normal aus. Eine genaue Untersuchung des Futters zeigt uns kleine schwarze Körner darunter und Emmeran erklärt uns, dass das Rattengift, welches sie benutzen, ebenso aussieht. Ich begebe mich mit einem anderen Huhn ins Hospital zu Bruder Ucurius, dem Medicus, um mehr herauszufinden, doch der alte Mann kann mir nicht die üblichen Vergiftungssymptome an einem Huhn nachweisen. Doch stellt sich heraus, dass er dieses Rattengift aufbewahrt und einiges davon zu fehlen scheint. Doch jedermann hat zu den Arzneien und Giften Zugang und viele gehen ein und aus, somit lässt sich kein Verdächtiger eingrenzen. Ich bringe das Huhn zurück. Wir bemerken, dass der ganze Futtersack vergiftet ist und wir lassen Hühner, sowie das Futter entsorgen. Um mehr über das Gift herauszufinden, begebe ich mich noch zum Botaniker Ricchiardon. Der alte Mann kann mir nicht viel weiterhelfen, da das Rattengift in Greifenfurt gekauft wurde. Als ich ihn wegen der Thonnysblüten befrage, kann er mir zumindest sagen, dass es für guten Schlaf und gegen Schmerzen hilft, doch werden seine Pflanzen nur vom Medicus zu Medizin verarbeitet. Er selbst habe damit nichts zu tun, er pflanzt nur und daraufhin gibt er mir noch eine ganze Lehrstunde in seinem Kräutergarten.
Danach suche ich nochmals Bruder Ucurius auf und befrage ihn, ob denn in der letzten Zeit ein Schlaf- oder Schmerzenstrunk benötigt wurde, doch nichts dergleichen ist ihm bekannt. Da das Kloster unterbesetzt ist, hat er auch keinen Nachfolger oder Novizen. Er kennt niemanden der ebenfalls medizinischen Kenntnisse besitzt, um mit Thonnys etwas anzufangen. Als ich zu den anderen zurückkehre, beratschlagen wir noch die Zustände der Arnzeimittel und alles was leicht lebensbedrohlich ist, wird unterhalb des Hospitals in eine Kerkerzelle gesperrt. Bruder Ucurius bekommt den Schlüssel.

Danach lassen wir uns von Hüter Emmaran in die Krypta führen. Eine schmale Wendeltreppe führt hinab und er zeigt uns allerlei neue Schreine und Reliquien. Teilweise wurden sie erneuert, teilweise blieben sie von den Orks unversehrt. Die Wände sind voller Fratzen und Fresken. Hinter einer verschlossenen Gittertür führt eine weitere Treppe hinab zum Grab des heiligen Arras de Mott, dem Ordensgründer. Doch wir dürfen die Grabkammer nicht betreten. Ragnar bleibt ein wenig hinter uns und als wir zurück in unser Quartier gehen, berichtet er uns von einem rötlichen Schimmer unter dem Tempel, den sein Rubinauge erkannt hat. Ebenso berichtet er uns von Prophezeiungen, die er schon seit dem Aufenthalt in Khunchom bei sich trägt. Wir versuchen uns einen Reim darauf zu machen, doch ist alles noch zu verworren.

Irgendwie scheint diese besondere Kuppel eine Rolle zu spielen und zur Mittagsandacht statten wir dem Tempel nochmal einen Besuch ab. Ragnar nimmt unter der Kuppel nochmals seine Augenklappe ab und erkennt deutlich eine Verbindung zwischen der Kuppel und der Bodenmitte, worunter die Grabkammer des Ordensgründers liegt. Das rote Leuchten scheint gegen die Kuppel streben zu wollen. Nur schwach, aber sichtbar.

Nach dem Mittagessen beschließen Ragnar und ich uns die schwarze Hügelkuppe nicht weit von hier anzusehen, während Kaldrim sich bei den Zwergen nach dem Kuppelbau erkundigen will. Ragnar und ich reiten zum schwarzen Hügel, doch erwartet uns dort nur ein riesiges Massengrab mit Orks. Sie wurden alle verbrannt. Auf dem Rückweg entdecken wir ein herrenloses Pferd, das abgemagert und scheu nördlich des Klosters umherstreift. Ragnar kann sich ihm nähern und es beruhigen und wir nehmen es mit zum Kloster. Larissa kümmert sich gleich rührend um das Tier und erkennt es als das Pferd des Magisters Emmerich von Falkenstein, ein Heilmagier aus Lowangen. Die Satteltaschen nehmen wir mit in unsere Unterkunft und als wir sie durchsuchen finden wir eine Schatulle mit einem kleinen Onyxsplitter darin, gerade so groß wie ein Fingernagel. Ragnar verwahrt ihn vorerst bei sich. Kaldrim hat, in unserer Abwesenheit, Arthak unter die Kuppel geführt und kaum, dass unser wirrer Freund darunter stand, habe er sich auf den Boden geworfen und panisch um sich geschlagen. Er redete von einem "gefräßigen roten Mondauge", von einem "Wirbel des Regenbogens" und "dem Wagen der Schwärze am Himmel des Wahns" ehe Kaldrim ihn von dort fortschaffen konnte. Baumeister Yandrim sei außer sich vor Wut gewesen.
Vom Steinmetz hat er allerdings erfahren, dass die Kuppel ursprünglich anders geplant gewesen sei und die Arbeiten hatten auch schon begonnen, ehe der neue Plan von Yandrim zur Sprache kam und alles umgeworfen wurde.
Wir müssen unbedingt mit Nicola sprechen, warum der Kuppelbau plötzlich geändert wurde.

Ein Analyszauber, den Ragnar auf den Onyxsplitter spricht, bringt sein Auge sogar zum aufblitzen, doch kann er das Erfahrene nicht so recht deuten.
Aufgrund des erwähnten Mondauges suchen wir den Hüter Wismund auf, den Sterndeuter des Klosters. Er befindet sich in der Bibliothek und Bruder Tobus ruft ihn für uns. Wir ziehen uns mit ihm in den Klostergarten zurück und befragen ihn nach etwaigen Sternenkonstellationen in der nächsten Zeit. Er ist sichtlich nervös und er sei gerade dabei nachzuforschen, da er selbst höchst beunruhigt ist. Er faselt was von irgendwelchen Sternbildern, die mir absolut nichts sagen, doch Ragnar meint, Galotta habe zu solch einer Konstellation den Ogerzug heraufbeschworen und es klingt irgendwie besorgniserregend.

Wir ziehen uns wieder zurück in unser neues trautes Heim, doch Kaldrim geht nochmals kurz zum Tempel. Er kommt sichtlich verwirrt zurück. Als wir ihn endlich dazu bringen zu reden, erzählt er uns von seinem Hautbild, mit dem er kommunizieren kann. Es sei so etwas wie ein Seelentier und es habe ihm gerade das Seelentier von Yandrim gezeigt und nun wisse er nicht, wie er es deuten solle. Ein schwarzer Maulwurf mit offenen Augen. Ich habe dabei nur drei Dinge im Sinn : schwarz wie das Böse, Maulwurf wie was untergraben, was fieses anstellen und mit offenen Augen, dass er es wissentlich tut. Doch das ist natürlich reine Interpretationssache. Wir erfahren ein wenig mehr über diese seltsame Hautbild und plötzlich stellt Ragnar Kaldrim die seltsame Frage, was er denn tun würde, wenn das Zeichen gegen die Gruppe arbeiten würde. Würde er ihm gehorchen ? Es entbrennt eine lange Diskussion über diese Frage, da das Zeichen so etwas nie tun würde und noch dazu friedfertig ist. Doch irgendwann hören wir den Glockenschlag zur Abendandacht und lassen es auf sich beruhen.

Zur Ingerimmstunde begeben wir uns zum Rundgang unserer Nachtwache und schleichen uns in das Tempelgebäude.
Während Kaldrim und Ragnar die Krypta betreten, um mehr über das heilige Grab herauszufinden, warte ich im Tempelraum. Mich des Nachts einfach in eine heilige Grabstätte zu schleichen, ist mir in einem Praioskloster irgendwie unheimlich. So sehr wie ich im Glauben wanke, so möchte ich es mir ungern mit dem Götterfürsten ganz verscherzen. Zuviele Dinge habe ich schon frevlerisch begangen, dass mir dabei unwohl zumute ist. Nach nicht allzulanger Zeit kehren die beiden wieder zurück und erzählen mir, dass der Ursprung des roten Lichts bereits unterhalb des Sarkophargs des Heiligen beginnt, doch sie konnten ihn nicht öffnen und ich bin innerlich fast dankbar darum. In Phexens Augen oder sagen wir eher in Kaldrims, mag es rechtens sein, doch sicherlich nicht in den Augen des Praios. Der ganze Einbruch ist schon schlimm genug.

Da wir nicht weiter kommen, halte ich noch weiter die erste Wache und setze mich in den Gang zwischen die Schlafstätten der Hüter und der Mönche, da mir die Prophezeiung nicht aus dem Sinn geht "Wenn Mönch und Meuchler den Platz für die Nacht teilen..." Ich fürchte um die Brüder und bewache sie bis zur Efferdstunde, bevor ich Kaldrim wecke und mich selbst zur Ruhe begebe.