Montag, 20. Juli 2015

Ein maraskanisches Dorf

9. Praios 1019 BF

Noch vor Sonnenaufgang brechen wir mit Marech, unserem maraskanischem Führer, auf. Wir richten uns nach Osten auf einem kleinen Pfad. Marech bleibt immer wieder stehen, wirft einen Diskus und geht dann in die Richtung in die der Diskus flog. Wie er das genau macht, ist mir ein Rätsel, doch er scheint sich seiner Sache sehr sicher zu sein. Dank Marech weichen wir vielen Gefahren aus und gelangen gegen Abend an ein kleines Dorf, in dem eine Hochzeit gefeiert wird. Wir werden freudig empfangen und man schmiert uns irgendwas in die Haare, was sie nach kurzer Zeit in verschiedenen Farben erstrahlen lässt. Bei Ardo und Ragnar leuchten sie in allen erdenklichen schillernden Tönen und sie werden bejubelt. Meine Haarpracht hat sich blau gefärbt, während Kaldrims grün werden. Es wird ausgelassen gefeiert, getrunken, gegessen, getanzt und musiziert und sogar Kaldrim fängt an mit seiner Flöte mitzuspielen. Ich fühle mich sicher und wie damals seltsam zugehörig obwohl ich die Sippe nicht kenne.

Plötzlich kommen mit starken Schritten sieben Männer, mit einer Frau als Anführerin, in das Dorf. Offensichtlich auf der Suche nach etwas. Die Musik verstummt und ich ziehe mich schnell zwischen den Hütten in den Schatten zurück. Angst steigt in mir auf und die Bilder aus vergangenen Tagen.

Ihrem Auftreten nach zu urteilen, sind sie so etwas wie ein Elitetrupp. Die Männer verteilen sich und durchsuchen die Hütten. Sie zerren einen jungen Mann aus einer Hütte und werfen ihn hart auf den Boden am Lagerfeuer. Sie bezeichnen die Bewohner als Rebellenpack und als vier weitere junge Männer sich mit Messern ihnen entgegen stellen, werden sie mühelos zu Boden gerungen und auf sie eingetreten. Wut baut sich in mir auf! Nicht schon wieder! Bitte nicht ein weiteres Mal! Ardo spricht mit der Kommandantin, doch diese antwortet respektlos und zieht ihr Schwert, woraufhin Ardo seinen Rondrakamm zückt. Kaldrim beginnt zu singen, doch die Soldaten sind zornig und irgendwie unnatürlich aggressiv und stellen sich Ragnar zum Kampf. Kaldrims Gesang ist irgendwie beruhigend, meine Wut verwandelt sich in Trauer und ich sehe wie angewurzelt mit an, wie erneut in einem maraskanischen Dorf Unschuldige der Rebellion bezichtigt werden und Wasser füllt meine Augen. Die vier Jungs, die zusammengetreten wurden, sind fast noch Kinder. Doch auch Kaldrim wird angegriffen und der Gesang bricht ab. Bis ich meine Fassung wieder erlangt habe und realisiere, dass meine Gefährten wirklich Schwierigkeiten haben, sich den starken Angreifern zu stellen, ist der Kampf fast vorüber, da Ardo die Kommandanta besiegt hat und die Soldaten halten ein, als sie sehen, dass ihre Anführerin schwer verletzt ist. Sie ziehen sich zurück. Doch auch Kaldrim und Ardo haben schwer was abbekommen. Die Dorfbewohner kümmern sich sofort um sie und verbinden ihre Wunden mit einheimischen Salben und Tinkturen.