Sonntag, 19. Juli 2015

Der Nachtschattenturm

13. Boron 1016 BF

Nach dem Frühstück machen wir uns auf den Weg zum Nachtschattenturm im Südwesten. Nebel kommt auf und wir passieren viele kleine zugefrorene Seen. Gegen Mittag erreichen wir einen großen See mit sicherlich zwei Meilen Durchmesser. Inmitten des Sees, von uns aus sicher noch fünfzig Schritt entfernt, ragt auf einer Insel ein großer quadratischer Turm empor. Auf seinen vier Eckzinnen harren steinerne Gargoyles aus und der Nebel bedeckt den ganzen zugefrorenen See. Wir binden unsere Pferde an und wagen uns vorsichtig auf die Eisfläche. Ardo geht voran, wenn er nicht einbricht, passiert es keinem von uns, so schwer bewaffnet und gekleidet wie er ist. Wir kommen unbeschadet zur Insel. Sie ist nur spärlich bewachsen. Der Turm ist vollständig mit einer purpurnen Kletterpflanze umrankt und auf dem Boden wachsen seltsame Pilze, die mir bekannt vorkommen. Rattenpilze!!! Der Namenlose war oder ist hier am Werk. Vorsichtig gehen wir weiter zum Inneren des Turms. In der Eingangshalle steht eine uralte vermoderte Holztruhe die schon beim Hinsehen zerfallen will. Überall im Turm hängen Pechfackeln, die neueren Ursprungs zu sein scheinen. Eine alte intakte Eichentür auf der rechten Seite lässt sich knarzend öffnen und wir gelangen in einen großen Raum mit einem hohen Deckengewölbe. Auch hier finden sich Gargoyles, die nicht gerade vertrauenserweckend aussehen. Inmitten des Raumes erkennen wir alte dunkle Flecken auf dem Boden. Offensichtlich alte eingetrocknete Blutflecken. Als wir der Treppe folgen, die nach oben führt, gelangen wir in einen weiteren Raum, in dessen Mitte ein seltsames Zeichen im Boden eingelassen ist. Es sieht aus wie ein dreizehn gezackter Stern und Ragnar erkennt es als ein Symbol zur Dämonenbeschwörung. Eine weiter Treppe führt nach oben auf den Wehrgang, jedoch ist die Öffnung dorthin extrem groß, als wäre sie für oder von etwas Großem aufgerissen worden. Bei genauerem Hinsehen, entdecken wir sporadische Schleifspuren im Steinboden, die zur Treppe hin oder weg führen. Als ich Ragnar befrage ob sein Rubinauge etwas sieht, meint er, deutliche Kraftlinien über dem Tridekagramm zu erkennen, die sich dort kreuzen. Als wir uns den Wehrgang genauer anschauen, finden wir an einer Ecke abgebrochene Zinnen und Krallenspuren. Was auch immer hier aus und ein geht, es muss groß sein und riesige Krallen haben. Da wir sonst nix finden können, glaubt Kaldrim an die Tatsache, dass der Turm sich verändert und wir zünden alle Fackeln an, doch nichts passiert. Ratlos stehen wir im Turm und überlegen wie wir weiter vorgehen wollen.

Wir entscheiden uns auf die Nacht zu warten. Während Ragnar und Kaldrim nach oben gehen, fängt Ardo an, mich nach Geron dem Einhändigen abzufragen, doch ich habe alles vergessen, was er mir erzählt hatte. Ardo hat es sich wohl zur Aufgabe gemacht mich zu unterrichten, doch ich scheitere kläglich. Ich muss zugeben, dass ich wohl bei seinem Schwerttanz mehr auf ihn als auf die Geschichte konzentriert war. Ich nehme mir fest vor, ihm besser zuzuhören.

Merke: Rondra schickte ihren Götterboten Mythrael, den Himmelslöwen zu Geron und forderte ihn zum Kampf, bei dem er seine rechte Hand verlor, doch Geron war so stark und mutig, dass er trotzdem nicht unterlag und so offenbarte sich der Bote und gab Geron das Schwert Siebenstreich um zukünftig im Namen Rondras zu kämpfen.

Die Nacht wird immer kälter und wir legen ein paar brennende Fackeln zusammen auf den Boden um uns zu wärmen, aber bis zur Morgendämmerung passiert nichts.